Minolta 50-135 f/3,5

Ich bekomme in letzter Zeit immer wieder Objektive, die in meinem Objektivbuch noch nicht erwähnt wurden. Letzthin das alte Minolta 50-135 f/3,5-Zoom. Das hat grob 50 Jahre auf dem Buckel, war damals richtig teuer, derzeit kriegt man es zwischen 30 und 90 Euro. Seinerzeit waren lichtstarke Zooms mit durchgehend gleicher Lichtstärke nicht die Regel. Das Minolta hatte noch eine ausgefinkelte Mechanik des Schiebezooms, bei dem man mit dem Zoomring auch gleichzeitig scharf stellen kann. Und wenn man den Zoomring nach vorne schiebt, wird die Brennweite nicht etwa länger, sondern kürzer. Muss man sich dran gewöhnen.

Im Studio hat das Objektiv so geliefert, wie man von einem alten, manuellen Kleinbildzoom an mFT erwartet. Es ist am langen Ende nirgends wirklich scharf, dafür aber auch selbst am Rand nicht schlecht. CAs sind über die ganze Bildfläche zu sehen. Am kurzen Ende ist es über die ganze Bildfläche scharf ohne aufdringlich zu werden, Bildverzerrungen sind weder vorne noch hinten in störendem Umfang vorhanden.

In Summe: rein optisch habe ich moderne Kitzooms dieses Brennweitenbereiches gesehen, die schlechter waren, allerdings sind die CAs auch im Freiland heftig. Auch beim Abblenden wird das nicht viel besser.

Was gerade bei der Konstruktion mit der Kombi Zoom/Fokusring lästig ist: das Objektiv ist nicht parfokal. Man muss also bei manuellen Fokus mit der Fokuslupe – Peeking ist zu ungenau und spricht oft nicht an, weil das Objektiv zu weich ist – genau aufpassen, dass man auf keinen Fall aus versehen zieht oder drückt. Sondern nur dreht. Erfordert Übung.

Mit 135mm auf das Laub fokussiert, dann auf 50mm gezoomt – das Häuschen ist scharf, der Ast nicht mehr. Da hat sich der Fokus grob um 40 Meter verlagert.

Wirklich knackescharf ist bei 150mm aber sowieso nichts.

Mit 50mm sieht das alles aber gut aus. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung, der Dynamikumfang passt. Wer es wissen will: Das ist der Villapark in Regensburg.

Was sehr lästig ist: das Objektiv hat eine Naheinstellgrenze von etwa eineinhalb Metern. Mal ein Blümchen fotografieren geht eher nicht.

Das hier ist schon das höchste der Gefühle.

Lohnt sich das Objektiv? Ich bin damit und mit der PEN-F rumgelaufen und habe versucht, Begeisterung zu empfinden. Ist eher nicht so gelungen. Die Mechanik erfordert Übung, die Ergebnisse am langen Ende sind unbefriedigend, die Naheinstellgrenze heutzutage frustrierend. Dazu noch knackige CAs und sobald man abblendet wird das Bokeh eckig. Dazu ist das Bokeh variabel, je nach Brennweite zeigt es Catseye oder harte Ränder und fasert weich aus. Eine Wundertüte.

Ich würde sagen – muss man nicht haben. Wenn man es hat, just for fun losziehen. Aber nicht erwarten, wiederholbar gute Fotos damit zu bekommen. Ich würde nie einen Porträtshoot damit machen. Simpel weil ich dann eine weitere Unbekannte in meinen Workflow bringe.

Es gibt eine ganze Szene, die sich mit Altglas beschäftigt. Gerade zum Rokkor 50-135 gibt es einen flickr-Stream, der sehenswert ist. Der Mann ist sowieso ziemlich cool , knipst mit der E-M1 und macht richtig, richtig gute Fotos. Mit sehr viel Altglas. Auch die Bemerkungen zu den Objektiven sind lesenswert.

Ich kann das nicht leisten – es gibt zu viel Altglas. Das Rokkor war für mich eine Ausnahme.

10 Replies to “Minolta 50-135 f/3,5”

  1. Danke für die tolle Info. Wieder prima recherchiert. Der link ist auch interessant. Muss man erstmal finden. Und dazu ein Profi-Test. Chapeau!

  2. Ich bin ja seit bald 20 Jahren dabei, mein Minolta-Altglas aus Analogzeiten (wobei die interessanteren Teile erst später dazugekommen sind) digital irgendwie weiterzuverwenden, mit gemischtem Erfolg. KB-Altglas an FT/MFT kommt ja immer mit zwei Besonderheiten – zum einen die Halbierung des originalen Bildwinkels, was mal erwünscht, mal unerwünscht, mal egal sein kann, zum anderen der mitunter erhebliche Bildqualitätsverlust durch den 4-mm-Filter-Glasblock, der Teil des FT-Standards ist (außerhalb von FT/MFT ist ja eher so um die 2 mm üblich). Während dieses Filterglas in Systemobjektive mit einberechnet ist, können adaptierte Objektive natürlich nichts davon wissen. Notwendige Folge: Sphärische Aberrationen mit zum Teil erheblichen Überstrahlungen an Kontrastkanten, reduzierter Bildkontrast und generell reduzierter Schärfeeindruck – jedenfalls bei größeren Öffnungen. Ab so etwa Blende 4 verschwindet der Effekt; das vorgestellte 50-135 dürfte also nicht mehr allzusehr darunter leiden.

    Dennoch – an MFT adaptiere ich KB-Objektive seit dem Umstieg von FT auf MFT nur noch per Speed Booster. Zum Einen korrigiert der die Effekte des Sensor-Glasblocks, was die Bildqualität deutlich erhöht und so zumindest die besseren unter den lichtstarken Objektiven auch bei großen Öffnungen gut nutzbar macht, die es mit glaslosem Adapter definitiv nicht sind; in der Praxis sehe ich “gute” Bildqualität ein bis zwei nominelle Blendenstufen früher erreicht. Zum Zweiten schenkt er uns eine ganze Blende mehr Licht. Und zum Dritten bringt er den Bildwinkel mit dem verbleibenden 1.4x-“Cropfaktor” deutlich näher an den originalen. Die drei Punkte bedeuten in Kombination Welten: zwei bis drei Blendenstufen mehr Nutzbarkeit in der Praxis. Für mich der Unterschied zwischen “macht Spaß” und “macht keinen Spaß”.

    Noch mehr Spaß machen die alten MInolta-Objektive allerdings an einer alten Sony A7II, die ich mir irgendwann mal gebraucht nur für den Zweck besorgt habe. Die schon für damalige Verhältnisse ungewöhnlich langen Reaktionszeiten ihrer Benutzerschnittstelle (Menüs, Knöpfe, Rädchen) zwingen einen dann noch umsomehr zu einem gemächlichen Fotografierstil. Muss man sich natürlich drauf einlassen wollen.

    Manuelle Zoomobjektive haben natürlich auch noch den Nachteil, dass man bei Nutzung des Sensor-Stabis entweder ständig der Kamera die Brennweite neu eingeben muss, oder eine Kompromisseinstellung irgendwo im unteren Teil der Brennweitenbereichs wählen sollte. Deswegen adaptiere ich persönlich am liebsten Festbrennweiten…

  3. Klasse! Also der Bericht, nicht das Objektiv. Gemeinsames Bedienelement für Zoom und Fokus, wer denkt sich sowas aus? Da wird man ja kirre, wenn man öfters ungewollt beides verstellt.

    “Seinerzeit waren lichtstarke Zooms mit durchgehend gleicher Lichtstärke nicht die Regel.”
    Was ich mich schon lange frage: dafür müsste beim zooemn ja die Eintrittspupille wachsen (rechnerisch gesehen). Wie ist das konstruktiv gelöst? Wär doch mal ein Thema für “Frag PAT”

    1. Tatsächlich waren diese sogenannten “Schiebezooms” (im Unterschied zu den heute üblichen “Drehzooms”) damals sogar die Regel, nicht die Ausnahme; gerade auch bei den ubiquitären 200er-Zooms, die meist irgendwo zwischen 70 und 85 anfingen. Die kriegt man heute im Gegensatz zu selteneren Objektiven tendenziell nachgeschmissen, und auch da waren richtig gute Teile dabei, wie z.B. das Minolta MD 70-210mm f/4 (nicht das spätere f/4.5-5.6, das war zugekaufte Billigware in der Endphase des Manualfokus-Systems)…

      1. P.S.: Sinn und Zweck war natürlich, schneller sein zu können als mit dem Drehzoom, in Situationen, in denen man neben dem Fokus auch ständig die Brennweite anpassen muss.

  4. Den Speedboosteranmerkungen kann ich nur zustimmen. Ich benutze die auch gern für Altglas oder auch neuere Vollformatobjektive. Die Vorteile wurden ja schon ausführlich genannt. Ich habe ebensolche auch festellen können.
    Der Viltrox-Speedbooster geht etwa gut für Canon EF, ich nutze da noch den L Zoom 70-200 mm f 4. Er mutiert dann zu einem 2.8er und ist halt etwas kürzer, aber schneller.
    Für die M42 Altgläser habe ich einen Mitakon Zhongyi, geht ganz gut, hat aber den Nachteil gegenüber dem Viltrox, dass gar keine elektronischen Kontakte vorhanden sind, also auch Blendenwerte und Brennweite nicht übertragen werden. Man muss halt wissen, was man tut. Der Vorteil an diesen Konvertern ist ganz klar der, dass man mehr von den Objektivfehlern die ja eher randlastig sind, in das MFT-Format bekommt. Also etwa das gesuchte schmeichelhafte Bokeh als Seifenblasen oder cateyes die dann gar noch rotieren.
    Braucht nicht jeder, aber ich mag sowas manchmal.

  5. Gute Vorstellung! Alte Objektive interessieren mich immer, man kann so manche Schätzchen finden.
    Auch ich habe einige alte Zooms an MFT und an Sony und Panasonic KB ausprobiert.
    Ich habe sie sämtlich, bis auf 2 Objektive, wieder verkauft:
    – Pentax 4/75-150
    – Zeiss/Contax 4/80-200
    Das gennannte Pentax zeigt 1 Stufe abgeblendet, an KB- Kameras eine gute Schärfe, hat aber Schwächen im Gegenlicht, wie die meisten alten Objektive, mit Ausnahme von Zeiss/Contax. Ist aber an MFT, mit dem Crop nicht wirklich gut.
    Das 4/80-200 von Zeiss ist auch an MFT ein gutes und empfehlenswertes Objektiv, am 24 Mpix KB- Sensoren sogar sehr gut und ist auch gut im Gegenlicht.
    Meine Erfahrung mit alten Objektiven, nachdem ich im Laufe der Jahre bestimmt über 50 Objektive verschiedener Hersteller ausprobiert habe:
    Es gibt gute alte Effektobjektive mit tollem Bokeh, wie z.B. das Trioplan, das Helios 44 und das Jupiter 9, sowie das Tair 11A, nur um meine Lieblings- Bokeh- Objektive zu nennen. Die bilden nicht wirklich scharf ab, sind mit Nachschärfen in der EBV aber gut brauchbar.
    Wenn man scharfe und kontrstreiche Objektive, mit gutem Gegenlichtverhalten möchte, wird die Luft dünn und die sind dann auch nicht mehr so sehr günstig, Qualität spricht sich herum.
    Generell würde ich, bis auf das genannte Zeiss- Zoom, nur Festbrennweiten wählen.
    Auch WW- Objektive sind, bis auf meine Zeiss 2.8/28 und 2.8/35 Linsen, eine Stufe abgeblendet, an Digitalkameras nicht so gut.

    Ganz klar am besten, sind die Zeiss- Objektive für Contax, die durchaus mit modernen Objektiven konkurrieren können. Sie sind auch durch die Bank gut im Gegenlicht. Aber teuer.
    Wenn ich eine Qualitätsreihenfolge der Hersteller nach meinen Erfahrungen aufstelle, ergibt sich eine klare Reihenfolge.
    1. Zeiss/Contax
    .
    .
    2. Olympus OM
    3. Minolta MD
    4. Nikkore (Es gibt richtig gute Nikon Makroobjektive, aber auch ziemlich schlechte, vor allem die alten mechanischen Zooms konnten mich nicht überzeugen)
    Meine optisch besten MF Objektive sind:
    1. Olympus 2.0/90 OM Macro einfach herausragend gut, verbindet top Schärfe, selbst bei Offenblende, mit wunderschön weichem Bokeh, das schafft nur noch das neuere Zeiss 2.0/100 Macro und mein neues Sigma 2.8/105 dgdn an L- Mount. selbst im Vergleich mit modernen Objektiven (Ist aber sehr teuer, dafür bekommt man ein modernes Makro)
    2. Zeiss/Contax 2.8/60C Macro
    3. Nikkor 2.8/55 Macro (aufpassen: Oft sind die Blendenlammellen verölt, ein Schachpunkt vieler alter Nikkore aus der Zeit.)
    4. Zeiss 2.8/28 und 2.8/35 (die einzigen guten alten WW- Objektive die ich ausprobierte.)
    4. Nikkor 4/200 Macro MF
    5. Olympus 2.8/100 OM
    6. Zeiss/Contax 1.4/50
    7. Olympus OM 1.4/50 (bei Offenblende wunderschönes Bokeh, 2 Stufen abgebendet mit sehr guter- Schärfe
    8. Minolta 1.4/50 MD (Zeiss und Olympus sind etwas schärfer.)
    Bis auf das Zeiss 1.4/50 und Minolta 1.4/50, besitze ich alle genannten Objektive immer noch. Das Olympus 1.4/50 statt des optisch etwas besseren Zeiss?
    Ja, weil das Olympus für mich 2 Objektive in einem ist: Effektobjektiv bei f 1.4 und 2.0, wegen des Sahne- Bokehs. Und abgeblendet, wegen der guten Schärfe. Aber mein modernes L- Mount 1.8/50 ist klar besser, vor allem im Gegenlicht. Auch meine Voigtländer Noktone an MFT sind besser, aber auch teurer.

  6. Das Thema Altglas finde ich auch spannend. Erst einmal fasziniert mich die Möglichkeit, das “alte Zeug” auch an den modernen Kameras zu verwenden.
    Richtig gute Ergebnisse sind bei mir aber selten. Viele hochgerühmte Objektive (z.B. Pancolar 50 mm F1.8) waren für mich enttäuschend, vor allem offen ziemlich unscharf.
    Mein Spaßobjektiv aus diesem Bereich ist ein Cosina 100-500 mm Zoom. Das nehme ich immer wieder gerne mit (z.B. in den Zoo). Scharfstellen ist eine Aufgabe, geht aber dank Fokushilfen und Stabi doch ganz gut, und viel Licht ist auch hilfreich.

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