4mm – genauer hingekuckt..

Das 4mm Laowa ist eine Fun-Linse. Gar keine Frage. Der Bildwinkel ist absurd und man kuckt reichlich albern aus, wenn man damit fotografiert – weil man natürlich nur übers Display knipsen kann und wenn’s geht, auch die Arme ausstrecken sollte. Man bekommt Bilder, bei dem die Leute sagen “Cool”. Aber dann wird’s schwierig.

Hier habe ich ein 1/18-Modell eines Motorrades im Lichtzelt. Näher ran geht nicht, weil das Laowa zwar eine Naheinstellgrenze von knapp unter 10cm hat, aber da ist dann auch Schluss. Und, vor allem, die Perspektive ist unerbittlich:

Kuckst Du 2CV. Oder hier noch eines aus Regensburg:

Was zeigt das Bild? Drei Bänke, die im Halbkreis angeordnet sind? Richtig. Aber nicht im Halbkreis um den Baum, sondern im Halbkreis um den Fotografen. Ich habe beim anderen Post einen Kommentar bekommen, man könne da mit zwei Bildern ein 360°-Pano machen. Ja. So ähnlich. Denn der äußerste Rand ist nicht so prickelnd. Selbst in dieser kleinen Auflösung sieht man, dass der dürre Baum rechts einen verdächtigen Lilastich hat. Im Zentrum ist die Bildqualität und Schärfe ohne Tadel, gar kein Thema, wenn da was unscharf ist, hat man den Fokus selber versemmelt. Am Rand muss man drüber diskutieren. Zu einem 360°-Pano würde ich das nur mit Bauchschmerzen verarbeiten. Und damit ist ein 180°-Fish eine Alternative. Da braucht man zwei Bilder mehr, aber hat dafür überall brauchbare Qualität.

Bei der Schärfeermittlung ist natürlich das Standard-Target albern. Aber der Vollständigkeit halber: Das Target ist bis in die Ecken scharf, aber es zeigt eine extreme Tonne, die in der Kamera nicht korrigiert wird.

Der nächste Punkt ist das Bokeh:

Soweit man das beurteilen kann, ist das Bokeh über die ganze sinnvollerweise beobachtbare Bildfläche kreisrund und ohne harten Rand, im Randbereich hat es dann üble Farbränder.

Lensflares:

Blende 2,8: ein kleiner Punkt spiegelsymmetrisch. und am Rand eine Aufhellung.

Wenn man ein bisschen probiert, geht auch sowas. Blendet man ab, kommt das hier raus:

Wie man sieht: der Blendenstern ist jetzt nicht der Knüller, dafür kriegt man lila Strahlen.

Fazit: Macht Spaß. Wer die knapp 300 Euro übrig hat und sehr nah an seine Motive rankann, für den ist das eventuell was .Kleinere Motive werden sehr schnell sehr klein und an größere Motive muss man so nah ran, dass die äußeren Bereich verschwinden. Von natürlichen Proportionen gar nicht zu reden.

Mit Vorsicht beim passenden Motiv eingesetzt, kommt das prima, es ist nur eben die Frage: wann sieht man sich an dem Effekt satt? Das muss jeder selbst entscheiden. Man muss Kompromisse machen. CAs, LensFlares, suboptimale Blendensterne, Naheinstellgrenze zu groß für WW-Makros. Aber ansonsten: siehe oben – macht Laune.

4 Replies to “4mm – genauer hingekuckt..”

  1. Danke Reinhard für die Vorstellung und die detaillierte Analyse!
    Aber das ist wirklich die alles entscheidende Frage: “Wann sieht man sich an dem Effekt satt?“.
    Ich hatte mir so vor ca. 7 Jahren das Meike 6,5 mm f 2.0 Circular FishEye mit “nur“ 180° Bildwinkel gekauft. War damals schon preiswert und hat viel Spaß gemacht … für ein paar Monate. Seit dem liegt es in der Fototasche. Spricht nicht gegen das Objektiv. Aber man sieht sich tatsächlich an dem FishEye-Look irgendwann satt.

    1. Bin bei Dir. Aber bei vernünftigen Preisen kann man sich sowas außergewöhnliches schon mal leisten. Da es vollmechanisch arbeitet, dürfte es auch noch ein paar Jahren keine Probleme mit nicht finktionierenden Flachbandkabeln oder Kontakten geben. Außerdem trägt es in der Fototasche nicht auf, manchmal muss man es schon wirklich suchen, so klein ist das Teil…

    2. Ging mir mit dem 6.5mm f2.0 ähnlich. Gefühlt in ca. 15 Situationen ausgepackt, dann 2 Jahre im Schrank und seit letztem Jahr beim Fotohändler in der Gebrauchtecke.
      Das einzige Fisheye mit dem ich noch was anfangen kann ist das 10-17mm Pentax an APS-C. Das wird bei mir in DXO automatisch ‘defished’ und ersetzt bei mir ein Superweitwinkel.
      In Mft muß ich nichts mehr weiter als 12mm an das Bajonett klemmen. Wenn ich wirklich mal ein breiteres Motiv finde reicht mir ein ‘gestischtes’ Pano.

  2. In Dosen sind diese zirkularen Bilder immer nett in Fotobüchern, aber für solche Sachen reicht mir eigentlich der fcon2 an der tg5.
    Klar, da haste nur einen Winzsensor dahinter, aber man kann nette Ergebnisse erzielen, die für 9*12cm Bildchen locker reichen. Der kann übrigens auch coole lila Effekte am Rand 😉
    Mein 8mm Fisheye wird dagegen häufig genutzt, nicht nur für Panoramen, sondern auch in alten Burgen, Kirchen, Nacht etc. ist so ein Teil einfach super und deswegen bei mir bei jeder Reise dabei. Leider tun viele die Teile zu unrecht immer schnell als “Spielerei” ab. Ich finde: total unterschätzte Linsen.

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