Heute geht es um Fernauslöser. Ich habe selber einen Schwung und habe von einem Leser noch ein paar dazu bekommen. Also nettes Foto gemacht und hinterher festgestellt – Mist, die Schrift ist auf dem Kopf. Also das Bild gedreht und deshalb sieht das so bescheuert aus, als würde alles an der Decke kleben. Also: gleich richtig machen, EBV ist nicht für alles eine Lösung.

Ich habe die Auslöser an einer OM-1 und einer E-M1II getestet. Es ging mir drum, auch mal selber nachzuvollziehen, ob es im Prinzip jedes Ding tut, das an einer Zweieinhalber Klinke die drei Kontakte korrekt schaltet, oder ob da mehr dahinter ist. Denn die Preise sind ja dann doch erheblich unterschiedlich. Ein simpler JJC Fernauslöser kostet 6,99, der JJC Timer-Auslöser 32 Euro, ein Olympus RM-CB2 liegt bei 60 Euro und ein RM-WR1 80 Euro. Ein Canon RS60-E3 kostet um die 15 Euro.

Ich habe die Kameras, und die Fernauslöser auf folgendes Motiv losgelassen:

Mit einer Hand Zitrone loslassen und mit der anderen Hand den Fernauslöser betätigen, wenn das Wasser besonders schön spritzt. Autofokus natürlich auf MF. Die Erfolgsquoten waren lausig. Da ich normalerweise ziemlich gut darauf trainiert bin, auch springende Models im richtigen Punkt zu fotografieren, eine Enttäuschung. Reihenweise Komplettversager, Das ganze Studio stand schon unter Wasser. Am besten schlug sich der RM-CB2. Große Taste und brauchbarer Druckpunkt. Zumindest wenn man mit dem Daumen auslöst. Für den Zeigefinger ist der Weg zu lang. Beim Canon RS60 ist die halbierte Auslösetaste eine Krankheit. Außerdem muss man noch aufpassen, dass man nicht aus Versehen den ganzen Schalter verschiebt. Da die E-M1II, die hier im Einsatz war, kein Bluetooth hat, habe ich den RM-WR1 mit dem mitgelieferten Klinkenkabel verwendet. Wieder reihenweise Ausfälle. Dazu später.

Mit der OM-1 habe ich dann den RM-WR1 mit Bluetooth eingesetzt – da ging das ganz gut, zumindest gab es keine Ausfälle. Die Reichweite reicht für das Studio problemlos. Ich konnte in meinem 120qm -Studio keinen Punkt finden, an dem die Reichweite nicht ausgereicht hätte.

Am nächsten Tag dann ein anderes Setup:

Das ist eine Kugelstoßkugel aus den 30er Jahren. 4 Kilo. Damenkugel. Hängt an einer knapp zwei Meter langen Kette und pendelt. Sehr praktisch, um die eigene Reaktion im Auslösen zu testen. Wenn ich direkt auslöse, habe ich etwa 80% genaue Treffer. Auch mit den Kabelfernauslösern klappt das gut. Wenn man sich auf das Auslösen konzentrieren kann, kommt man auch mit der fuddeligen Taste des Canon-Auslösers klar. Meistens.

Der OMSystem-Auslöser über Bluetooth hat eine deutliche Verzögerung:

Bei 20 Versuchen hatte ich keinen, bei dem die Kugel über dem Scheitel war. Das hier war so das häufigste Ergebnis. Der Bluetooth-Auslöser taugt also nicht dazu, zeitkritisch auszulösen. Also wieder das Kabel angeschlossen. Nichts. Gar nichts. Die Knopfzelle im Inneren ausgetauscht. 2032s, die war schon auf unter 3 Volt runter. Hilft nichts. Kabel nachgemessen. Wackelkontakt an einer der drei Adern. Kommt vor. Soll nicht, aber kommt vor. Das Kabel hat zwar als einziges Kabel der Auslöser einen Ferritkern gegen Störungen, aber es hat auch als einziges Kabel einen Wackel. Ersatzteil von OMSystem: gibt’s nicht. Beste Lösung: ein simples 2,5 und 3,5er Stereo-Klinke für ein paar Euro kaufen, einstöpseln, glücklich sein.

Wer ist der Sieger? Der Canon-Fernauslöser nervt mit kurzem Kabel und fuddeliger Taste. Der Pixel ist schwergängig und hat viel zu langen Hub. Auch der BIG – zu langer Hub, die Taste hakelt. Der JJC-Timer hat zwei gut fühlbare Druckpunkte und kurzen Weg. Dazu noch eingebauten Timer. Braucht aber Batterien. RM-CB1 und CB2 von Olympus unterscheiden sich nur im Stecker und sind brauchbar, haben allerdings auch keine zwei Druckpunkte und einen langen Weg. Sie sind beide mit langen Fingernägeln nicht zu bedienen und wenn man nen dicken Daumen hat, kriegt man sie nicht anständig gedrückt. Der RM-WR1ist als Bluetooth-Fernauslöser lustig und man braucht an der Kamera kein Zusatzgerät. Und wenn das Pairing geklappt hat, kann man auch schön weit weg stehen. Aber halt Auslöseverzögerung. Die Taste auch hier ohne Druckpunkte und zu klein. Wirklich großer Vorteil gegenüber allen anderen Auslösern: Man kann am Fernauslöser umstellen, ob man Video oder Foto auslösen will. Und, natürlich, das Ding ist so groß wie drei Zigaretten und hat kein Kabel. Passt überall rein und nervt nicht. Wer mehr Platz hat , drahtlos nicht braucht und vom archaischen Design des Timer-JJC nicht abgeschreckt wird, sollte sich den vielleicht mal ansehen. (Disclaimer: mein JJC-Timer, der oben im Bild ist, hat den alten Anschluss für die Buchse der E-1/3/5. Den konnte ich in diesem Test natürlich nicht verwenden.)

Warum nicht einfach OIShare nehmen? Das Auslösen mit einem physikalisch vorhandenen Taster ist eben eine ganz andere Nummer, gerade bei zeitkritischen Motiven ist der Fernauslöser klar im Vorteil.

8 Replies to “Fernauslöser”

  1. Ich habe mit dem RM-WR1 noch die Erfahrung gemacht, dass die Reichweite bei der OM-5 deutlich geringer ist als bei der OM-1. Während ich bei der OM-1 nie Probleme hatte, habe es bei der OM-5 bei Distanzen, schon im Bereich 5-7m immer mal wieder Probleme, dass nicht ausgelöst wurde. So ganz genau habe ich diesen Effekt noch nicht einkreisen können.
    Die beobachtete Verzögerung bei der Auslösung mit dem RM-WR1 ist mit bisher nicht aufgefallen, da ich in den Fällen dann ohnehin Pro-Capture benutzt hatte, ist aber für ein einzelnes Bild wichtig zu wissen.
    Ich mag die Bluetooth-Lösung mit dem RM-WR1, da nichts gestöpselt werden muss.

  2. Als Kabelauslöser habe ich den Olympus RM-CB2, als Funkauslöser den JJC Wireless Timer Remote FSK 2.4 GHz Receiver (ca. 30m Reichweite). Mit beiden funktioniert auch Pro Capture ganz gut für solche Aufnahmen. Ob es bei Einzelaufnahmen es ne Verzögerung gibt ist mir bisher nicht aufgefallen, das werde ich mal bei Gelegenheit testen. Da kann es sein das die Verzögerung auch zwischen Auge und Daumen liegt 🙂

    Mann bin ich froh das PAT und Oly-e wieder online ist, ich war ja sowas von frustiert.

    1. Deswegen habe ich ja alle Versionen getestet: Kabelauslöser, direkt an der Kamera und Bluetooth. Um die Verzögerung Auge/Daumen auszuschließen. Bluetooth hatte als einziges ein Lag drin.

      1. Kann man evtl. in den technische Unterlagen erkennen welcher BT Standard jeweils verwendet wird, bzw. wie es jeweils mit der Sendeleistung desd Senders bzw. die Leistung des Empfängers ausschaut?

  3. Der Bluetooth Standard, ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Zum Beispiel 4.0, 4,2,….
    4,2 gibt es seit 2014. Der Standard wurde für Geräte mit niedriger Sendeleistung entwickelt.
    Je höher der Standard, je höher die Reichweite und Fehlerkorektur des Signals.
    Quelle: Wikipedia, andere gut geführte Informationen auf Seiten der Elektronik Versender.
    Dort werden die Standards, Sendeleistung, Reichweiten, usw. aufgezählt.
    HG
    Wolfgang

    1. hatte ich auch bei Wikipedia gelesen, deshalb ja die Frage ob man den verwendeten Standard irgendwo in den technischen Unterlagn erkennen kann. Und nicht nur das kann Bluetooh. Wäre doch eigentlich ganz gut wenn ich vorher wüßte welcher BT Standard verwendet wir. Steht aber in vielen Online Angeboten nicht dabei.

  4. Die meisten dieser Auslöser haben drei Metallzungen, die durch den Druck nacheinander zusammentreffen. Daher haben sie auch keinen Druckpunkt. Es gibt nur wenige Taster, die 2 Schaltstufen haben und die sind meist recht kleine SMD-Bauteile, die mechanisch nicht viel Widerstand bieten. Haben also auch recht dezente Druckpunkte.
    Eine befriedigende Lösung mit 2 klaren Druckpunkten habe ich noch nicht gefunden. Sowas ist mechanisch aufwändig.
    Wenn’s auf Geschwindigkeit ankommt, ist der Druckpunkt wahrscheinlich eher nebensächlich. Da heißt es meist sowieso nur bis auf Anschlag durchdrücken.
    Geübte Zeitnehmer schaffen eine Wiederholgenauigkeit innerhalb einer Zehntelsekunde beim Auslösen mit der Hand. Alles was genauer sein muss braucht eine Lichtschranke, die optional mit Verzögerung eingestellt werden kann. Da ist wohl Precapture die angenehmere, wenn auch weniger sportliche Lösung.

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