Wildlifefotografie – ein Vorschlag

Wildlifefotografie ist im Augenblick “in”. Kleines Problem dabei: man muss zum Viech. Es gibt zwar auch Tiertrainer, die das Wildlife bequem zum Fotografen bringen – wie es gewünscht wird, vom Dachs bis zum Steinadler – aber größere Mengen Wildlife gibt’s halt nur Outdoor.

Ich wurde auf ein Video zu Wildlifefotografie aufmerksam gemacht, bei dem es um einen Workshop in Amerika geht.

https://www.youtube.com/watch?v=EkFOSRhAd-8

Wie man sieht, ist es praktisch, wenn sich Vögel direkt neben dem Highway 85 in New Mexico ansiedeln – oder der Highway direkt neben die Vögel gebaut wird. Drive-In-Wildlife.

Das Video ist bereits zwei Jahre alt, die Technik ist fortgeschritten und ich würde vorschlagen, dass man sich den Aufwand, mit einer ganzen Kolonne von Autos den Highway zu verstopfen spart. Man schickt nur noch ein Auto, gibt dem aber die ganzen Kameras mit. Die Kameras werden auf motorisierte Gimbals montiert und über Internet ferngesteuert.

Man braucht also nur noch ein Fahrzeug, einen Fahrer, man braucht weniger Treibstoff und – das Beste ist, man kann mit der ganzen Fotografengruppe gemütlich im Hotel an der Bar sitzen und gleichzeitig fotografieren. Die “workshopleitende Person” kann von Tablet zu Tablet gehen, die Bildgestaltung und Kameraeinstellungen korrigieren, und so für beste Ergebnisse und optimalen Lerneffekt sorgen.

Soweit es sich um wiederkehrende Strecken handelt, wie eben am Highway 85, könnte man auch autonome Fahrzeuge einsetzen, so dass nicht einmal mehr ein Fahrer notwendig wäre, der ja eventuell mal Pause machen möchte oder pinkeln geht.

Die entsprechenden Fahrzeuge könnten natürlich durch die Geländegangigkeit auch in schwerem Terrain eingesetzt werden.

Das wäre ideal für das Fotografieren von Adlern, Geiern, Steinböcken und anderen Tieren, die in schwer zugänglichem Gelände leben. Auch Safaris in Afrika könnten völlig neue Kundenkreise erschließen. Man sitzt nicht mehr im staubigen, heißen Jeep, sondern in der klimatisierten Lodge, der Fahrer steuert die per GPS getrackten “Big Five” an und schon ist das Fotografieren sehr viel entspannter.

Natürlich muss es nicht immer gleich ein F150 sein, es geht auch ziviler und unauffälliger:

Dadurch ist auch das Problem mit Sonnenauf- oder Untergangsfotos gelöst, was regelmäßig mit Frühstücks- oder Abendessenzeiten im Hotel kollidiert. Kaffee links, Tablet rechts, in der Mitte die Käsesemmel und gleichzeitig spektakuläre Landschaftsfotografie machen – so geht das heute. Wenn man dem Fahrzeug gleichzeitig ein paar Drohnen mitgibt, kann man noch coolere Aufnahmen machen.

Endlich ist es auch möglich, Workshops in Krisengebieten und für Katastrophenfotografen anzubieten. Wäre natürlich etwas teuerer, denn ein Totalverlust von Fahrzeug und Equipment muss dann immer einkalkuliert werden.

Titelbild: Hier handelt es sich nicht um Hobby-Wildlife-Fotografen, sondern um echte Profis. Fotojournalisten bei der Präsentation der E-M1 auf Castle Leslie. Und fotografiert haben sie das hier:

Ach ja: die F150 sind aus “Copilot” und der PKW mit den Drohnen aus “Lexica”, letztere Prompts stammen von Dagmar.

17 Replies to “Wildlifefotografie – ein Vorschlag”

  1. Das erinnert mich an die automatisierten, fliegenden Kameraschwärme in Tad Williams Otherland (die dort eher News aufzeichnen und sich auf alles stürzen was die “Welt” eben so sehen will).

    Sind die Bilder im zweiten Teil eigentlich “von dir selbst” KI-generiert?

    Und mir kommt der Gedanke, wo bei den angebotenen Touren das Naturerlebnis bleibt? Es scheint sich eher um ein soziales Treffen zu handeln. “Artistry” steht auch noch, wobei ich selten wirklich kunstvolle Naturfotografie zu sehen kriege.

    Ohne Kamera und alleine / mit wenigen Menschen zusammen kann ich mich viel besser mit der Natur verbinden. Diese Erkenntnis sorgt auf jeden Fall dafür, dass ich selber inzwischen häufig ohne Kamera unterwegs bin.

    Ich bin trotzdem dankbar dafür, dass mir die Kamera den Weg zurück zur kindlichen Freude und Neugierde für alles was lebt geebnet hat. Und dass ich inzwischen weiss, wie ich fotografieren kann was ich will, wenn ich dann doch mal will.

    Auf jeden Fall hast du hübsch pointiert die “heutige Fotografie” auf die Schippe genommen – Danke (:

  2. Hier das Behind the Scenes von meinem ersten und einzigen Landschaftsworkshop. Morgens 5.30 aufstehen, Sonnenaufgang. Pause bis 20.00. Sonnenuntergang. Um 23.00 ins Bett.
    Wir waren 6 Teilnehmer und 3 Betreuer. (Phil Norton war der Leiter, Hugo und Manuel von Olympus Passion haben den Workshop geplant)
    Es war schön, aber einmal reicht.
    https://youtu.be/HZp0IETz694?si=EGeVRmiWTsNN1I4e

    Von daher, tolle Idee. Vielleicht ein neues Geschäftsmodell von dir?

  3. Wenn man sowas dann noch demokratisch steuert ist garantiert, dass es nie vom Parkplatz weg kommt 😉
    Wieder was gespart!

  4. Das letzte Bild – von gestern? 😉 Ach ne, ist ja gar keine überschwemmte Wiese.

    Heute Morgen: “Oberbürgermeisterin von Regensburg warnt vor Katastrophentourismus. Die Oberbürgermeisterin von Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD), warnt davor, ohne Notwendigkeit vom Hochwasser betroffene Orte aufzusuchen. ” [BR]

    Bis alle Leute merken: die wirklich wichtigen Bilder macht man für die Versicherung im eigenen Keller/Haus/Garten wird es noch zwei, drei Ereignisse dauern.

  5. Also bei den Kameras auf dem Dach, die mit Tarnbezügen versehen sind, um die Adler nicht zu verunsichern, ergibt sich zwangsläufig ein 16:9-Bild durch Randabschattung oben. Müssen Teleobjektive nicht hellbeige sein? Reicht die Bildstabilisierung bei Kleinbildkameras für Fahrfotos aus? Sind die Objektive staubdicht? Wem gehört das Copyright? Dem Auto? Fährt es elektrisch und mit Geräuschunterdrückung (noise cancelling für sprachlich weniger bewanderte Leser)? Kann ich es interkontinental steuern? Wird die Speicherkarte per Post versendet?
    Fragen über Fragen, die in diesem Zusammenhang einfach gestellt werden müssen.

    1. Ich gebe die Fragen an meine Rechtsabteilung, die Technikcrew und das IT-Department weiter. Wir werden die Fragen wohl beim nächsten FolyFos beantworten. Falls noch weitere Fragen dazu sind, einfach hier drunter posten…

  6. Das Adlerbild ist faszinierend.
    Bergkulisse ist die stark verfremdete Nordansicht der Drei Zinnen in den Sextener Bergen, die Vögel sind amerikanische Weißkopfseeadler (die in den Dolomiten soviel verloren haben wie eine bayrische Weißwurst in einer gepflegten italienischen Küche) und einen Standplatz für den Monster-SUV gibt es dort oben nicht.
    Ist alles Wurst.
    Innovativ an der Idee ist das Fernhalten hordenläufiger fotografischer Trampeltiere von wertvollen Biotopen und ein Revival egalitärer Werte in schweren Zeiten für die Demokratie : am Ende des Tages haben alle das gleiche Bild.

    Is Mer (auch) Wurscht (Hit einer gepflegten bayrischen Band 1985).

  7. Solange ist das her! Ich erinnere mich an die Präsentation, als die Superfähigkeiten der neuesten Kamera mit im Wasser trabenden Rössern vermittelt werden sollte. Später waren es immerhin Pfeile und Wasserballons. In der Rösserzeit war anscheinend mehr Budjet. Ich habe irgendwo noch zwei Urkunden liegen, die man nach solchen Veranstaltungen bekommen hat.

    Pech hat, wer in der Workshopgruppe seine Kamera in zweiter Reihe hat. Da ist nicht viel mit Vögeln und Landschaft. Aber es hat eher ein nacktes Modell in Sichtweite, dass alle Kameras die seltene Gruppenansammlung von Adlern über dem Track ignorieren. Ich meine, die Amis hätten alle Weisskopfseeadler ausgerottet zugunsten von Abbauprojekten. Nun sind alle Überlebenden in den Dolomiten?

    1. Ja, die Überlebenden sind alle da. Sind Wirtschaftsflüchtlinge, also Migranten.
      Ein Bild von nostradamischer Kraft und sozialkritischer Monumentalästhetik.

  8. In der Astrofotografie ist das schon durchaus üblich. Man kann sich bequem vom heimischen Rechner Beobachtungszeit für ein Teleskop in Chile buchen

    1. Ja gibt’s mittlerweile global …… und natürlich auch solche, wo man hinfährt und sich dann vor Ort das Mietet. Die Zeiten wo man mit 150 kg Equipment nach Namibia über Spanien reiste ohne Aufpreis fürs Gepäck, sind ja auch schon länger vorbei. Weiß es aber nur von den Erzählungen der Cracks 😉
      Irgendwie bin ich da faul oder nur abgeklärter durch Alter und es zieht mich nicht in die Ferne nicht mal in die näher Umgebung und bleib im Garten 🙂 Es geht halt nicht über das eigene Erlegte 🙂

      Bei Wildlife das für mich in erster Linie jetzt “nur noch” schnorcheln ist, war es halt früher so, man teilte bereitwillig seine Spots. Kann man sich schon lang nicht mehr leisten.

      Die,die Tauchen und in Massen dann vorbeischauen, die Vielen mit ihren Stöcken (mit GoPro oder was immer vorne dran ist) und den Tieren schnell sehr nahe kommen und den “Trampeltieren” die letztlich sowieso nicht erheischen und dem Revier den Rest geben. Und dann noch eine Kombination aus den 3 vorhin beschriebenen “Prototypen”. Von Schäden an Korallen jetzt ganz abgesehen.

      Schade eigentlich, denn man würde gerne seine Freuden teilen.

      Siegfried

  9. Das mit dem Pferdebild von Profis geknipst ist aber ein Scherz oder? Ist das gewollt oder warum ist das Bild so schief?

    1. Ich habe nicht behauptet, dass die Profis dieses Bild gemacht haben, sondern dass sie dieses Motiv fotografiert haben. Kleiner, aber feiner Unterschied. In meinem Fall ging es mir gar nicht drum, ein bestimmtes Motiv zu knipsen, sondern den AF der E-M1 mit dem 35-100 mit EC-14 zu testen. Bildlage war mir wurscht. Und ist es mir immer noch. Ich hätte den Horizont geraderichten können – nur, wozu? Meine “Fans” sind sowieso der Meinung, ich fotografiere Mist, muss ich mir doch keine Mühe geben. Haben sie wenigstens was, das ihre Meinung bestätigt. Gibt ein positives Leseerlebnis. Hier gibt’s eben für jeden was….

    2. Es gibt ein tolles Buch von Neil van Niekerk mit dem Titel “On camera flash: Techniques for digital wedding and portrait photography”. Das Titelbild ist total schief und trotzdem voller Emotionen.

  10. Ich hab 2016 auf der NAB Show in Las Vegas einen Dodge Ram mit Gimbal an der Front gesehen. Da konnte man eine ausgewachsene Film- oder Videokamera für Fahraufnahmen im Gelände stabilisiert montieren. Keine Idee ist zu absurd, um in dieser Branche nicht auch umgesetzt zu werden. Dort gab’s auch die ersten Kameradrohnen mit 40kg Nutzlast für den professionellen Einsatz.

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