Unter einem der letzten Posts stand ein Kommentar drunter, “meintest du nicht mal hier in einem Artikel, wegen des Klimawandels fährst du nicht mehr mit dem Auto in den Urlaub?”
Das habe ich aus verschiedenen Gründen nie geschrieben. Das ergibt in meinem Fall auch überhaupt keinen Sinn.
Mein letzter Urlaub war 2005. Gardasee. Eine Woche Nichtstun. Seitdem bin ich überall, wo ich bin, “beruflich veranlasst” unterwegs. Ich teste Kameras, Objektive, versuche komplexe fotografische Themen zu meistern, mache Aufträge und muss dauernd prüfen, ob ich das gerade gemachte Foto auch verwenden darf. Es gibt Kamerabuchautoren, die in den örtlichen Stadtpark gehen, dort ihre Fotos für das Buch machen, fertig. Minimaler Aufwand. Ich versuche, die entsprechende Hardware auch in einer breiten Motivpalette einzusetzen. Erst wenn man innerhalb von Sekunden eine komplexe Licht- oder Motivsituation abbilden muss, stellt man fest, was ein Kamerasystem taugt.
Und was geht, und was nicht.
Wegen des Klimaschutzes habe ich meinen Renault Trafic bereits beim Kauf mitsamt 100.000km über Atmosfair kompensiert. Atmosfair kompensiert nach Goldstandard. Also nicht so ein Greenwashing-Zeugs wie bei der Lindblad Expedition oder Shell oder der Deutschen Bank.
Und: Ich war nicht etwa einfach so in Griechenland, sondern habe einen Umzug für einen Freund gefahren. Mit Anhänger voll beladen von Nürnberg nach Theassaloniki. Muss man nicht jeden Tag haben. Fast die gesamte Strecke 80km/h Spitze und es fahren einem die LKWs um die Ohren. Und an jeder Grenze “Bitte,bitte, kommt nicht auf die Idee, uns auspacken zu lassen….” (Und ja, das kann man auch eine Spedition machen lassen. War in dem Fall keine Option.)
Der letzte, kleine Haken an der Sache: Ich habe da gerade mit einer ungenannten Kamerafirma einen Zwist. Da bekommt man Mails vom Gericht, mit der Aufforderung, innerhalb von drei Werktagen ausführlich Stellung zu beziehen. Das macht sich bei 38° im Schatten besonders gut.
Urlaub? Was ist das?
Wegen des Klimas tue ich, was ich kann.
Und wegen der Kurbelei: Wer jemals die Straße von Litochoro durch das Olymp-Massiv gefahren ist, der weiß, was “kurbeln” bedeutet. Niemand, der noch bei Verstand ist, fährt das freiwillig mit dem Fahrrad.
Titelbild: Irgendwelche griechische Schrecken.
Hoho: Niemand? Och. Mit dem passenden Fahrradtyp (und Extremradlermentalität – es gibt ja so krasse Freaks da draußen) läßt sich die Tour sicher abkurbeln. Natürlich NUR freiwillig. ABER: in dieser Jahreszeit würde ich davon tunlichst abraten. Und ICH würde es auch generell nicht machen. Und irgendwie bin ich froh, daß Reinhard das auch nicht gemacht hat. 😉
Es war gerade eine Hitzewelle dort. Kaum Schatten, in dem es “nur” 36° hat. Unterwegs kein Wasser, menschenleere Gegend, kein Handyempfang, keine Ansiedlungen. Auf 50km drei andere Autos, alles Pickups, gesehen. Ich habe nicht mal in Norwegen so leere Straßen erlebt. Wenn da was passiert, ist man ernsthaft verratzt. (Ich war da mal mit einer Jugendgruppe als Leiter wandern. Es ist unglaublich, was man selbst beim Wandern bei diesem Klima an Flüssigkeitsbedarf hat. )
Ich bin so ein Niemand – Syrien 2009, 55°C Thermometer am max. Anschlag. 10Liter + pro Tag, 2 mal Pinkeln.
Oder auch an anderen Orten noch viiiiel abgelegener. Keine Hilfe in Sicht für Tage.
Man kommt da rein, Schritt für Schritt.
Und fühlt sich während dem Tanz auf Messers Schneide so lebendig, wie es sonst in unserer Z[i|u]vilisation kaum mehr möglich ist.
Empfehle ich allen Menschen, eine Möglichkeit zu finden, die vermeintlichen Sicherheiten abzulegen und Dinge zu tun, bei denen es komplett von einem Selbst abhängt ob man lebt oder stirbt (wobei das eigentlich auch ein grosser Trugschluss ist…).
Und sich dieses Zustandes bewusst zu werden, präsent zu sein damit. Erzeugt Dankbarkeit, Ehrfurcht, Freude, und rückt Perspektiven zurecht.
Und ja, es enthält das Risiko in diesem Moment ‘sinnlos’ sterben – aber das ist ab der Zeugung sowieso immer implizit mit dabei.
Ich habe solche Never-Come-Back-Touren auch gemacht. Bis mich jemand, der mich vor dem ziemlich sicheren Erfrierungstod gerettet hat, zur Schnecke gemacht hat. Ich könne mich gerne umbringen, aber bitte nicht anderen damit auf den Wecker fallen, die dann nach den mehr oder weniger lebendigen Überresten suchen müssen.
Ich nehme an, die von uns befahrenen Strassen in Polen waren absolut Top gewesen. Und Du warst dort so besorgt wegen meiner Navigation… 😀
Die Straßen in Griechenland sind gar nicht schlecht. Kann man echt nicht maulen.
Ja, wer hauptsächlich deutsche Straßen befährt, wundert sich, wie vergleichsweise perfekt die Straßenqualität im Ausland ist. Bei uns in Mannheim/Ludwigshafen werden zum Beispiel immer mehr Brücken wegen Nichtbefahrbarkeit gesperrt – Jahr(zehnt)e, bevor die neue Brücke gebaut oder die vorhandene saniert wird. Seit letztem Jahr betätige ich mich im Winter außerdem als Schlaglochmelder, weil mich das Slalomfahren um putzeimergroße Gruben auf den Straßen nervt und ich um meine Radaufhängungen fürchte.
Also von MA nach LU z.B. in den Pfalzbau kommt man super mit dem Rad. Am ganzen Auto-Stau vorbei. Und die Radwege sind besser in schuß. 😉