Ich hatte mal ein TTArtisan 50mm f/1,2, das war im Prinzip scharf hatte aber lustiges Purple Fringing und die Schärfe war natürlich nur in der Mitte. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Da ich das Objektiv nur ein paar Minuten hatte, habe ich hier nie einen Artikel dazu gemacht.
Nun habe ich das 100mm f/2,8 gehabt und tatsächlich ein paar Bilder damit gemacht. Und die üblichen Studioshots.
Was ist der Knüller am TTartisans? Es ist ein Trioplan-Klon. Das Objektiv ist ein Dreilinser, beim Fokussieren wird schlicht der Block aus den drei Linsen vor und zurück geschoben, es ist also kein Teleobjektiv, sondern ein Fernobjektiv. Und dieser Dreilinser produziert eben das legendäre Seifenblasenbokeh. Kostet neu 199 Euro. Hat ein M42-Gewinde und man muss noch einen Adapter für mFT dazukaufen.
Dann kann man mit dem Objektiv Kringel machen.
Kringel ohne Ende. Was ist der Trick daran? Das Bokeh ist überall kreisrund. Nichts von einem Kartoffel- oder Katzenaugenbokeh. Was kann das Objektiv noch?
Coole Blendensterne ohne Lensflares. Das ist eine knallhelle LED-Taschenlampe. Moderne Objektive haben da endlose Reflexionen im Inneren des Objektivs. Das TTartisan nicht. Blendenstern, aus. Der Rest ist Dunkel.
Schärfe? Das Objektiv ist scharf, nicht so eine digitale Schärfe mit weißen Höfen um dunkle Linien, sondern simpel alle Details sind da. Aus die Maus. Bis an den Rand. Lediglich in den vier Ecken haben wir etwas weichere Abbildung bei senkrechten und waagrechten Linien. Diagonale Linien und Linien senkrecht auf der Diagonale bleiben scharf. Tonnen oder Kissenverzerrung? Kann man sich einbilden, spielt aber keine Rolle. Kontraste? Das ist nicht die Stärke des Objektivs. Es ist nicht auf Kontrast korrigiert.
Bei 100mm f/2,8 ist die Schärfentiefe natürlich nicht sooo groß. Darum ging es hier aber nicht. Der Übergang in die Unschärfe ist hier fließend, Die typischen Doppelkonturen, die auf Kontrast optimierte Objektive in der nahen Unschärfe aufweisen, gibt es hier nicht. Das Bild wird nach hinten immer weicher, die Strukturen bekommen “Halos” und irgendwann lösen sie sich einfach auf. Ein extrem “analoger” Look.
Hier Blümchen ohne Kringelbokeh, dafür mit naher Unschärfe. Natürlich kann man die Blüten auch so freistellen, dass der Hintergrund komplett strukturlos ist. Aber der Trick ist halt, dass das Glas auch im nahen Bereich anständig liefert.
Fazit: Ja, es ist manuell. Ja, es hat keine “springende Schärfe” und muss deshalb sorgfältig mit Sucherlupe scharf gestellt werden. Es entschleunigt. Aber es ist eine cooles Teil. Und knackige 800 Euro billiger als der Nachbau von Meyer Görlitz.
Habe es gestern bekommen, leider fehlt der Adapter noch. Mein M42 Analoggehäuse, eine Ricoh Tls 401, ist sicherlich noch irgendwo, finde es aber gerade nicht. Funktioniert auch wahrscheinlich nicht mehr.
‘nicht so eine digitale Schärfe mit weißen Höfen um dunkle Linien’ … ist das nicht ein Effekt, den die Kamera erzeugt, nachdem ihr Korrektur-Anweisungen aus der Objektiv-Elektronik vorliegen?
Ich hab mir schon angewöhnt, in der Kamera die Schärfe auf -1 oder -2 zu stellen. Auch in Lightroom reduziere ich immer die Standard-Schärfe, weil das so unnatürlich aussieht. Das scheint aber auch ein Trend zu sein, vielleicht weil man sich durch die Handy-Fotos an so eine Schärfung gewöhnt hat. bei Lightroom war jedenfalls früher der Normalwert 25, jetzt ist er 40.
Es scheint jedenfalls gut zu sein, wenn so ein rein mechanisch angeschlossenes Objektiv der Kamera keine Vorgaben machen kann.
Ja, das macht die Kamera – zum Beispiel auch beim 200mm f/2,8. Ich habe da erst gedacht, ich seh nicht recht, was ist das für ein Karomuster. Das 200 f/2,8 hat das aber gar nicht nötig, die Schärfe und Detailzeichnung ist so gut, da sind die JPGs weit schlechter als die RAWs. (Normalerweise ist es umgekeht.) Es gibt aber auch Objektive, die sind so stark auf Kantenkontrast korrigiert, dass die diese weißen Ränder von ganz alleine machen.
Ganz herzlichen Dank für den Beitrag – er gab mir den fehlenden Stups und nun ist der “Bubble-Maker” bei mir.
Alles zu den Abbildungseigenschaften gesagte kann ich voll bestätigen, macht viel Spass und hat beim Einsatz als Porträt-Linse bei f2,8 und auch noch bei f4 eine flauschig-charmante Qualität.
Die Schulung der Monteure und die Montageabläufe des M42-Anschlusses sind noch optimierbar. Nachdem ich andernorts von 90Grad verdrehten Exemplaren gelesen habe, ist meines glatt kopfstehend mit Blendenskala und Entfernungsskala an der Bodenseite der Kamera. Aber “Fehlfarben” erhöhen ja Sammlerwerte…
Ja, danke für den Beitrag. Das Glas ist nicht schlecht für das Geld.
Mainzerknipser hat auch Recht. Die Skalen sind jetzt unterseitig also 180°, ich benutze einen novoflex-Adapter.
Was die Chinesen sich da gedacht haben, weiß ich nicht.
Ich überleg schon, es zurückzuschicken.
Aber OM-System ist noch extremer. An die OM 1 passt mein HandeVision Ibelux 40 mm f0.85 gar nicht ran, weil der gegenüber der Em 1 MIII veränderte »Sucherbuckel« einen Anschluß des Fremdobjektives mit MFT-Anschluß zuverlässig verhindert.
Kann man den Adapter mittels Madenschrauben nicht so nachjustieren, so daß die Lage der Skalen wieder paßt? Zumindest war das bei meinem Adapter von K&F möglich.
Die M42-Adapter, die ich habe, passen mit der jetzigen, korrekten Justage aber zu allen meinen anderen M42-Linsen, die ich sowohl an Oly als auch Sony E regelmäßig genieße.
Ein Umbau der Adapter bringt mir daher nichts.
Auch an meinen M42-Kameras (z.B. Zeiss-Ikon SL 706) ist mein Artisan-Exemplar komplett kopfstehend.
Also bliebe die Rücksendung eines optisch tollen Linsenexemplars mit der Ungewissheit, wie das nächste orientiert ist, oder eine Extra-Anschaffung eines Adapters für das 100er, den ich dann umstellen müsste.
Aktuell nehme ich den Baumangel als Herausforderung für meinen Tastsinn bei der Blendeneinstellung.
Die Entfernungsscala ist bei Auszugs-Adapter und Focus über Display/Sucher-Vergrößerung verzichtbar.
Dennoch Danke für den Hinweis!
Ja, das Problem hätte ich dann mit meinen anderen M42-Linsen auch, deshalb habe ich nicht dran rumgeschraubt. Vielleicht besorge ich noch nen günstigen Adapter dafür.
Oder auch nicht. Man braucht ja eh fast nur die Offenblende für die Bubbles. Sieht halt komisch aus, an der Kamera. Und eigentlich ist es ja ein schönes und haptisch gutes Objektiv. Nur diesbezüglich ist die Ergonomie nicht überzeugend. Wie sowas passieren kann, versteh ich nicht.
Das hat doch nicht OMDS verschuldet. Es gibt einen Standard für den Objektivsnschluss in dem auch die zulässigen Durchmesser dokumentiert sein müsste. Falls das dort nicht festgelegt ist, sollte ein Objektivanbieter nicht darauf vertrauen, dass der bei der E-M1 vorhandene „Lichtraum“ beim Nachfolger erhalten bleibt sonder sich an den existierenden Pro-Objektiven orientieren.
Das Objektiv gibt es schon länger, als die OM1. Wurde aber nach meinem Wissen schon mal nachgebessert, dass es an die EM1 III passt. Dass die OM 1 dann noch weniger Platz lässt, konnte man bei der Objektivherstellung bzw. dessen Entwicklung nicht wissen. Inwieweit da von Olympus vorgegebene Standards vernachlässigt wurden, kann ich nicht sagen. Aber wenn der Entwickler mir mal über den Weg läuft, frag ich ihn. Die Firma ist hier in der Stadt, und produziert mittlerweile hochgelobte cine-Objektive und Zubehör, die auch von Oscar-Preisträgern genutzt werden.