90er Makro im Gegenlicht.

Zuerst mal die – wenig neuen – guten Nachrichten: Das 90er Makro ist scharf. Da braucht man noch nicht mal ein Testchart bemühen und wenn man es tut – das passt alles. Auch die Bildgeometrie gibt keinen Grund zur Klage. Ich war fast sicher, dass das Objektiv in Wahrheit ein 4.0 ist – nein, auch das ist alles grundehrlich und völlig in Ordnung.

Frank Rückert hat das Objektiv seit ein paar Tagen und Stacks zu Niederknien gemacht. Da brauche ich nicht dagegen anzustinken, Frank ist der Meister und das erkenne ich neidlos an. Also, wer wissen will, was mit dem Objektiv geht – kuckt bei Frank.

Hier gibt’s die Infos, was das Objektiv sonst noch so kann.

Gleich mal zum Thema LensFlare. Das Titelbild ist mit Offenblende, je weiter man abblendet, um so kompakter wird der Flare. Hier bei Blende 8:

Blendet man weiter ab, wird der Flare einfach ein runder Blob – quasi ein Abbild der Lichtquelle. Im Vergleich zu dem, was man bei den anderen f/4-Optiken gesehen hat, ist dieser LensFlare schon ziemlich heftig.

Nächste Baustelle: Bokeh. Gerade bei romantischen Blümchenmakros gern genommen:

Offenblende. Und hier mit Blende 11:

Hatten wir schon lange nicht mehr: eckiges Bokeh. Die Strahlen rechts oben von der Sonne werden mit dem Abblenden immer präsenter. Und ja, das Gras ist unscharf – morgendlicher Wind. Positiv: Das Bokeh ist gleichmäßig, kein ausgeprägtes Cats-Eye-Bokeh, was man in letzter Zeit häufig gesehen hat.

Was ich persönlich ziemlich nervig fand: das Fokussieren im Gegenlicht. Erstens hat das Objektiv ein ausgeprägtes Fokus-Breathing und zweitens meldet es oft “scharf” wenn nichts dergleichen zutrifft.

So soll das sein.

Und so dürfte das nicht sein. Denn wie man sieht, ist absolut gar nichts scharf. Natürlich ist es die gleiche Blume, die gleiche Sonne und der gleiche Abstand zum Motiv. Das Objektiv pumpt sich einen Wolf und man braucht Dutzende Anläufe – trotz korrektem Fokuslimiter – damit man ein scharfes Bild bekommt – und das kann man dann nur feststellen, wenn man an der Kamera ins Ergebnis zoomt. Gerade wenn man Zeitdruck hat – so eine Sonne bewegt sich schließlich – ist das etwas lästig. Und ich rede nicht davon, irgendwelche Viecher bei diesem Licht zu fotografieren. Trotz Schärfepriorität sind die Ergebnisse im Wesentlichen Ausschuss.

Noch einer von der Sorte. So soll das. Und so ist das leider meistens:

Hat auch was, aber was anderes.

Über die Sinnhaftigkeit, Freihand 2:1-Makros zu machen ist ja schon ausreichend geschrieben worden. Da beteilige ich mich heute mal nicht dran. Manche kriegen es ja auf die Reihe.

Hier geht’s heute um Gegenlicht und unter diesen Bedingungen ist der AF des Objektivs eher nur so mittelgut. Generell ist das Objektiv für Everyday-Knips eher falsch. Der AF ist zu langsam, die Gegenlichtempfindlichkeit ist hoch, Personen sollte man wegen der Schärfe und der sehr harten Anmutung nicht unbedingt knipsen. Es ist ein Makro. Steht drauf und wer es als reines Makro einsetzt, der kriegt dann auch die erwarteten Ergebnisse.

Siehe Frank.

15 Replies to “90er Makro im Gegenlicht.”

  1. Scheint aber eine gute Astrolinse zu sein – oder ist das auf dem letzten Foto kein Sonnenfleck?

    1. Uups, Simulationen und doch, wie aus dem Alltag gegriffen. Man kann schlechte Aufnahmen bewusst provozieren oder mit Leichtigkeit bekommen.
      Mit den Lensflare scheint es eine enge Gradwanderung zu sein
      Für jeden Tag und ab und zu etwas kleines Fotografieren, ist es mir zu teuer.
      Stand auch im Merkblatt ganz weit hinten.
      Das 60er ist für meine Zwecke mehr als ausreichend.

  2. Hmm, dass was hier negativ ist, ist für eine Makrolinse ziemlich irrelevant. Zusätzlich zu dem Punkt das du kein Makroprofi bist. Erscheint mir eher so als haben die Entwickler alles richtig gemacht. Stichwort schärfe und bildgeometrie.

    1. Finde ich interessant. Bei anderen Objektiven wird stundenlang um ein “harmonisches Bokeh” gestritten und wehe wenn der eine oder andere bei einem bestimmten Brennweitenbereich ein “hässliches Bokeh” meint erkennen zu müssen. Gerade bei Naturmakros ist das Bokeh durchaus interessant – und wenn man da im Hintergrund lauter Siebenecke hat – ok, wenn die von Dir postulierten “Makroprofis” das nicht stört, mich stört es. Genauso wie die Pumperei beim AF und das Focus Breathing. Ich finde das seltsam, dass das bisher noch niemand thematisiert hat. Die einzige Kritik, die ich gelesen habe, war eine prinzipielle über die Sinnhaftigkeit eines 2:1 Makros mit f/5. Aber genau das regt mich eigentlich weniger auf. 2:1 oder eventuell mit MC noch 4:1 ist so ein absurder Maßstab, dass da sowieso nur noch ein Stack hilft und das ist sowieso zu großen Teilen dann eine Sache des Stackingprogramms. und händischer Nachbearbeitung. Gerade das Focus Breathing ist aber bei größeren Stacks ziemlich lästig, weil dann der Stack stark nachbearbeitet werden muss. Bei Franks Stacks, die er mir geschickt hat, sind teils große Stellen, die per Hand retuschiert werden müssen, weil das Breathing einen Strich durch die Stacking-Rechnung macht. “Alles richtig gemacht” – eher nicht.

      1. Danke, das mit dem Fokus-Breathing ist mir auch aufgefallen.

        Wer nur manuell fokussiert ist das egal, aber wenn man freihand ohne großen Maßstab fotografiert und dafür AF nutzt, kann Fokus-Breathing ziemlich nervig sein, da sonst das anvisierte Motiv möglicherweise im nächsten Moment weg ist.
        Ich bin mehr AF-Nutzer. Manuell geht für mich nur mit Stativ.

        Bei Maßstäben größer als 1:1 wird man meist nur mit Stativ fotografiert. Dann wird auch manuell fokussiert.

      2. Kurze dumme Frage was ist der Unterschied zw. Pumperei beim AF und das Focus Breathing? Bokeh ist ein Faktor, aber bei deinen Fotos nicht störend empfunden. Und bei massiv vielen Makrofotos ist bokeh bezogen auf die Symmetrie bei Lichtquellen kein Thema. Weil eben keine drin sind.

        1. Und AF pumpen bzw. das breathing, ist vielleicht ein Thema da wir als Olympus Fans die Flexibilität feiern des Systems, wie ich. Blos wie Pit schon geschrieben hat, ich mache Makros nur manuell. Nehme an da ist es kein Thema?

  3. Ehrlich gesagt hat mich dein Test enttäuscht. Warum hast du nicht probiert, wie das Stacking in der Kamera bei 1:1 und 2:1 freihändig oder vom Stativ funktioniert? Oder kommt das noch? Der Mauerpfeffer hält gerne still…

    1. Stacking vom Stativ hat Frank ausprobiert – und wie man sieht, funktioniert es (die Probleme des Focus Breathing mal außen vor) und Stacking aus der Hand brauche ich nicht zeigen. Das funktioniert bei 1:1 oder 2:1 nicht. Und wenn ich zeige, dass das nicht geht, dann kriege ich zu Recht Kommentare, was ich denn erwarte…. (und bevor jetzt die Makroprofis hier aufschlagen und erzählen, dass sie das dauernd per Hand machen – ja, so ein achter Stack bei 1:2 oder weniger geht, auch wiederholbar. Das geht aber auch mit anderen Objektiven. Bei 1:1 muss man schon Dusel haben und die Hand auflegen.)

  4. Sind schon aussagekräftige Fotos für einen Makroobjektivtest.
    Der hohe Kaufpreis hat mich auch erstmal zögern lassen, zumal das 60er im Bestand ist, aber ein Test hat mich bewogen es doch zukaufen. Zum Tragen kamen Argumente, die hier nicht angesprochen werden.
    Für mich sind es die bessere Handbarkeit und Möglichkeiten speziell im Außenbereich.
    Der oft kritisierte zu geringe Aufnahmeabstand zur Frontlinse relativiert sich, wenn man der Abstand zum Zappelphilipp hinter der Kamera, insbesondere in Verbindung mit dem MC 14, betrachtet, der doch deutlich größer gegenüber dem 60er ist.
    Bildanmutung und Bokeh sind Geschmackssache, diese sprechen bei mir auch für das 90er.
    Der größte Pluspunkt bei diesem Objektiv ist der integrierte Stabi, der meine Ausschussquote deutlich senkt.
    Das gelegentliche Pumpen beim Fokussieren nervt mich nicht extrem, da meine Herangehensweise eine andere ist.
    Stimmt, für tolle Sonnenuntergänge gibt es auch andere Objektive im Portfolio.
    Gruß Ernst

  5. Reinhard, mit welcher Kamera war das?

    Meinem dringenden Kaufwunsch fürs 90er Macro (trotz aller Nickligkeiten) sind eine OM-1 und ein 300mm f/4 als Ersatz für ein kaputtgemachtes Pana/Leica 50-200 dazwischengekommen, das ich dann trotzdem vom Panasonic-Service habe austauschen lassen; damit ist das Budget jetzt leider erstmal mehr als ausgeschöpft. Unerwarteterweise hab ich jetzt, nachdem die OM-1 zurück ist, mit dem 300/4 ganz leicht ähnliche Fokusprobleme an der OM-1, die ich an der E-M1 II nicht hatte und nicht habe. (Ich hab jetzt erst mal das 300/4 von Firmware 1.2 auf 1.6 aktualisiert und schaue mal, ob sich was ändert.)

    1. “nachdem die OM-1 zurück ist” = “nachdem die OM-1 von einem Servicecheck zurück ist”

  6. Hattest du den Scanner an?
    Ich hatte ein AF- Problemchen mit dem 4/300 und 2x Konverter. Kam dann auf die Idee den Scanner zu aktivieren und damit lief der AF wie am Schnürchen.

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