Das sind zwei Plastikelefanten in einem Indoor-Spielplatz in Baden-Württemberg. Dort zu fotografieren ist zwar erlaubt, aber aus verschiedenen Gründen was für Leute ohne Nerven: Überall laufen Kinder rum, die man tunlichst NICHT fotografieren sollte. Die Hauptbeleuchtung ist irgendwas grün/blaues. Und überall sind LED-Strahler, die dauernd die Farbe wechseln. Und überall sind bunte Reflektionsflächen. Also die Kamera einfach daheim lassen und Fun haben.
Für ein Lehrstück in Sachen Weißabgleich aber prima. Das oben habe ich per Display mit der Wirklichkeit abgeglichen. Weil ich da natürlich nicht mit meiner Graukarte hinklettern konnte. Also per Hand an der OM-1 die Farbbalance des Weißabgleichs verstellt, bis es so halbwegs passte und immer mal wieder zwischen Display, Sucher und Realität abgeglichen.
Das hier lieferte der Auto-Weißabgleich:
Man kann da ja die warmen Farben noch abschalten. Also tun wir das:
Gar nicht so viel Unterschied? Ja, weil ausreichend grün und blau im Bild sind, da kann der Weißabgleich keine Braun- und Orangetöne erhalten. Gibt ja kaum welche.
Ja, aber man kann doch im Nachhinein am Computer…. mit Pipette…. die Elefanten sind doch sicher grau. Jepp. Aber halt nicht neutralgrau. Und noch dazu reflektiert das Grün des Bodens fiese. Hier mit der Pipette den Grauton am Ohr genommen:
Upsi – lila Elefanten. Hat was. Also nehmen wir lieber mal den Rüssel:
Und wieder sieht die Sache muffig aus. Jetzt könnte man am heimischen Computer so lange drehen, bis das Ergebnis gefällt. Und das macht man mit allen Fotos. Und während man vor Ort den Kindergeburtstag knipst, versucht man, niemandem die Fotos zu zeigen, weil die Gesichter alle aussehen, als wären ein paar der Donuts nicht mehr ganz frisch gewesen. Und währenddessen knipsen die Eltern fröhlich mit ihren Handys und grinsen sich eins, dass der Typ mit der fetten Fototasche nix zeigen kann.
Profitipp: wenn ihr schon unbedingt WB Auto verwenden wollt, weil es ja so praktisch ist. Dann vergleicht öfter mal mit der Wirklichkeit und justiert sofort nach, wenn es nicht passt. Besser ist natürlich immer, Graukarte oder, wenn das nicht möglich ist, Display/Sucher/Realitätsvergleich. Ja, das Ist alles nicht kalibriert, aber immer noch besser als gar nichts….
Und ja, das ist jetzt mit der OM-1, aber die anderen Kameras sind nicht besser.
Ich habe zwar keine OM-1, aber es betrifft ja mehr oder weniger alle Kameras. Und wenn ich jetzt den “Realitätsabgleich” über Display und Sucher mache, dann ist das sicher besser als nix zu machen.
Das bringt mich zu der Frage, wie farbtreu die Oly-Sucher und -Displays im Vergleich zum Wettbewerb sind?
Ich habe keine Ahnung. Das spielt auch keine Rolle, da selbst der allerbeste kalibrierte Monitor bei wechselndem Umgebungslicht nichts ausrichten kann. Es ist essentiell notwendig, sich selbst mit der Farbwiedergabe der eigenen Kamera zu beschäftigen – unter verschiedenen Umgebungslichtbedingungen. Man braucht Training um das beurteilen zu können. Und natürlich einen kalibrierten Monitor in einem vernünftigen Umfeld um das dann auch gegenchecken zu können.
Richtig interessant wird es erst bei den Hauttönen, besonders die winterliche Blässe ist sehr “dankbar” für ungesunde Farbstiche. Früher war sowieso alles besser und das ungeniert eingesetzte Blitzlicht sorgte für farblich klare Verhältnisse 😉
Dagegen ist ein wenig lila in der Elefantenhaut harmlos, wenn die Omis vom Friseur kommen ist ihr Grau auch nicht neutral.
Das mit dem Farbabgleich vor Ort am Kameradisplay kann aber auch böse ins Auge gehen – ich habe das mal in einem Aquarium versucht (also nicht ich im Aquarium, sondern jede Menge davon um mich herum). Das Problem: das Licht kommt da fast ausschließlich aus diesen Becken (klar, damit man schön hineinsehen kann) und auf dem Display sieht alles völlig anderes aus als – das Ergebnis war alles andere als “original” – ich habs dann doch wieder im Einzelverlustverfahren am Computer korrigieren müssen (natürlich hatte ich die ORF).
Ergo: das Verfahren ist abhängig vom vor Ort vorherrschenden Umgebungslicht.
Andy
imfärbemodus
Da haben wir eine extreme Baustelle: Bei diesen großen Aquarien ist die Wassertiefe mehrere Meter. Wasser filtert aber sehr schnell ganze Frequenzbereiche des sichtbaren Spektrums aus. Nach fünf Metern ist so gut wie kein Rot mehr vorhanden. Es gibt da dann also gar keinen “korrekten” Weißabgleich mehr. Das Gehirn versucht das aber auszugleichen. Dazu kommt noch, dass es in diesen Aquarien dunkel ist – das Display wirkt also sehr hell und man ist versucht, unterzubelichten, wenn man sich nach dem Display richtet. Du versuchst also, eine im Gehirn komplett verbogene Kurve mit einem technischen Hilfsmittel auszugleichen, das das gar nicht leisten kann. Ein extremes Beispiel sind diese orangenen Straßenlaternen. Da kannst Du vor Ort so viel am WB drehen, wie Du willst, das wird nix. Der Computer hat größere Verstellmöglichkeiten, da kann man mehr tricksen. Das mit dem WB über Display und Sucher (Sucher ist wichtig! Damit Du eben den Einfluss des Umgebungslichtes ausschalten kannst.) funktioniert nur dann, wenn das Spektrum zumindest halbwegs komplett ist. Bei dem Bild oben habe ich die Regler der Kamera fast am Anschlag gehabt. Sehr viel mehr geht da nicht.
Hmm.. ich meine mich zu erinnern, dass einmal ganz lautstark gegen den Umgebungslicht Sensor der E-3 und E-5 gewettert wurde. Brauchen ja die Profis im Studio nicht. Einem 08/15 Amateur hat der aber immer super geholfen. Sowohl in Innenräumen, wie auch im Wald. Und seit der EM-1 vermisse ich den schmerzlich.
Irgendwem passt immer irgendwas nicht. Vor allem in Foren. Es wurde auch über den eingebauten Blitz der E-3 geschimpft – mir hat er mal vor Ort den Hintern gerettet, als beim Pressetermin der Metz ausgefallen ist…..