Bei Ferngläsern ist eine spezielle Gasfüllung – meist Stickstoff – ein uralter Hut. Das dient vor allem dazu, das Beschlagen der Gläser zu verhindern. Wir haben irgendwann auf oly-e darüber geflachst, ob man nicht schwere Objektive mit Helium füllen könnte, um sie leichter zu machen.
Nun, Olympus hat damals ja noch bei oly-e mitgelesen und sie haben mit dem 40-150 das erste Objektiv mit Gasfüllung auf den Markt gebracht. Auch das 300mm f/4 und das 150-400 haben eine Gasfüllung. Diese Gasfüllungen sind für die optische Leistung der Objektive wesentlich, wird die Füllung entfernt und durch Umgebungsluft ersetzt, werden AF und optische Leistung schlechter.
Das ist im Prinzip natürlich ein toller, innovativer Trick. Das Problem: Gas diffundiert nach außen. Deshalb gibt es bei manchen Ferngläsern spezielle Ventile, um die Gasfüllung prüfen und gegebenenfalls erneuern zu können. Wenn ein Schaden entsteht, und das Objektiv geöffnet werden muss, entweicht natürlich das Gas – und wenn man nicht weiß, unter welchem Druck da welches Gas eingefüllt wurde, dann ist eine Reparatur schlicht unmöglich. Nun gab’s Konkurrenten, die das Objektiv unter dem Abzug geöffnet haben und dann konnten sie zumindest feststellen, was da drin war – allerdings nicht, in welcher Zusammensetzung und mit welchem Druck.
Nun hat man eine Vorrichtung, um so ein Objektiv mit Gas zu füllen und das Ganze wieder dauerhaft abzudichten nicht im normalen Werkzeugschrank stehen – und die Leute, die das machen können, findet man auch eher nicht auf dem Campus in Coimbra(Portugal). Also werden Objektive, bei denen der entsprechende Bereich defekt ist, nicht repariert, sondern ausgetauscht (wer sich gewundert hat, warum er statt eines reparierten 40-150 ein Neues retour gekriegt hat – deshalb.)
Solange man eine Firma hat, die die Gerätschaften wartet, ist das alles auch kein Problem. Man schickt das Edelglas halt alle fünf Jahre auf Streicheleinheiten, kriegt die Gasfüllung überprüft und den Rest entstaubt und alle sind glücklich.
Kritisch wird es, wenn eine Firma gasgefüllte Objektive im Wert eines Kleinwagens verkauft, aber man sich nicht darauf verlassen kann, dass die in den nächsten 15 Jahren noch reparierbar sind. Das alte OM-Altglas, oder die alten FTs, da konnte man im Zweifel aus zwei mach eines spielen. Das geht dann nicht mehr.
Mal ganz ehrlich, von welcher Nutzungsdauer gehen wir aus, wenn wir ein elektronisches Gerät kaufen?
Ich denke was uns Olympus da bisher geboten hat war durchaus weit über dem Schnitt.
Ich habe mal, vor langer Zeit (irgendwann um die Jahrtausendwende) einen Ferienjob gemacht, dort wurde handelsübliche PC-Hardware in größere Systeme integriert. Die geplante Nutzungsdauer lag bei ~30 Jahren. Und um den Betrieb sicherzustellen, gab es dazu die entsprechende Ersatzteillogistik. Da kostete dann ein DVD Laufwerk einen mittleren 3-stelligen Betrag. Dafür (muss der knapp 10fache Straßenpreis gewesen sein) hab es dann ein DVD Laufwerk und die Garantie 20 oder mehr Jahre genau das typgleiche Laufwerk nochmal kaufen zu können.
Das würde bestimmt auch bei Olympus/OMDS funktionieren, nur kostet das Objektiv dann nicht mehr so viel wie ein Kleinwagen, sondern wie eine Luxuslimousine.
Wer hätte was davon?
Der Profi? Der hat es dann abgeschrieben und hat, wenn es länger als die Abschreibungsdauer hält, keinen Grund ein Vielfaches auszugeben, damit es noch länger hält. (Natürlich freut sich der Profi, wenn die Geräte länger verwendbar sind als die Abschreibungsdauer!)
Der Amateur? Der wird es bei solchen Preisen in der Regel nicht mehr kaufen.
Ich denke in den wenigsten Fällen wird der Service für alte Geräte eingestellt, um was neues verkaufen zu können.
Aber an irgendeinem Punkt ist das aufrechterhalten des Services so teuer, dass der faire Preis dafür in keiner Relation zum Rest- bzw. Wiederbeschaffungswert steht.
Gruß
Markus
Mal ganz ehrlich – Profifotografen arbeiten mit ihren Linsen, bis sie auseinanderfallen. Nicht, bis sie abgeschrieben sind. Die Kameras müssen laufen, solange der Kunde die Bilder daraus bezahlt. Und der Amateur? Der verkauft seine Objektive nach fünf Jahren und stellt fest, dass er kein Geld mehr dafür kriegt, weil sie niemand mehr repariert? Und ja, ich würde sehr gerne einen BluRay-Brenner für 300 oder 500 Euro kaufen, wenn er zehn oder zwanzig Jahre hält. Denn zehn Bluray-Brenner, die jeder nur zwei Jahre halten, kosten in Summe das Gleiche. Nur muss ich dauernd meinen PC zerlegen um diesen Scheiß China-Schrott rauszuwerfen, weil alle nach ein paar hundert BluRays sterben.
Ich bin Amateur und behalte eigentlich meine Objektive „ewig“ (außer sie passen nicht in mein Portfolio).
Ich hab noch Objektive aus den 70ern und 80ern. Und weshalb sollte ich mein 24-70 weggeben? Das macht immer noch brilliante Bilder.
Eben. Und jetzt stell Dir vor, Dein kompletter, toller Objektivpark ist nach zehn Jahren dead und nicht reparabel.
Dient die Füllung (wie bei Ferngläsern) mit Stickstoff oder Argon nicht nur dazu dass im Inneren der Linse nichts mehr beschlägt und es zu keiner Korrossion kommt ?
Nein. Die Gasfüllung ist optisch von Bedeutung.
Gibts da mehr Infos von Olympus dazu ?
Wäre ja der Wahnsinn wenn man so ein Teil nach 10 Jahren in die Tonne kippen kann nur weil niemand an ein mögliches ‘Nachfüllen’ durch den Service gedacht hat.
Natürlich gibt es da keine offiziellen Infos von Olympus dazu. Das sind Infos, die von Konkurrenten stammen, die die Optiken zerlegt haben, um rauszukriegen, warum sie so und nicht anders funktionieren. Dafür bin ich Journalist, dass ich an solche Infos rankomme. Und nein – dafür gibt es keine Quellen woanders. Das bringt es so mit sich, wenn man Informationen exklusiv kriegt. (An die Leute in den Foren: Ihr könnt’s glauben, oder auch bleiben lassen. Das ist mir völlig egal. Es ist eure Kohle. Nicht meine.)
Mein Kumpel hatte kürzlich, ebenso wie ich vor gut einem Jahr, den Hinweis auf der Reparaturrechnung zu stehen, dass das innere Objektiv ersetzt wurde. (40-150mm F2.8)
Wir hielten das dem Umstand geschuldet, dass Reparaturzeiten niedrig gehalten werden sollen. Jetzt haben wir wieder was dazu gelernt. Immerhin die Seriennummer bleibt einem erhalten 😉
Heisst das für das 40-150/2.8, ich sollte das nach 5 Jahren in Benutzung zum Olympus-Service schicken, damit die dort ggf. das Gas austauschen, erneuern ich dann gar ein neues 40-150 bekomme?
Wie bemerkt man, dass das Gas aus dem 40-150 verschwunden ist / weniger enthalten ist?
Die Bildqualität wird ganz schleichend schlechter, der AF wird langsamer. Das geht aber extrem langsam vor sich. Das siehst Du nur im direkten Vergleich Neu/Alt. Das ist nicht viel anders, als bei anderen Objektiven, die mit der Zeit innendrin verschmutzen und dann Qualität verlieren. Nochmal: Das mit dem Gas innendrin ist eigentlich ziemlich cool – solange Leute da sind, die es reparieren.
Also: wenn Du der Meinung bist, dass Deine Bilder früher definitiv schärfer waren, vielleicht mal das Objektiv zum Check einschicken. Ohne Anlass wäre das Unsinn.
Glaubst Du, dass mit dem nennenswerten Einfluss auf die optischen Eigenschaften wirklich? Dann solltest du aber auch nur noch in einem Raum mit konstanter Temperatur und Luftdruck fotografieren, da der Einfluss des Gases vor der Linse deutlich größer sein dürfte wie die paar Zentimeter Gas durch die das Licht im Objektiv muss.
Falls Du in der Schule in Physik aufgepasst hast, solltest Du wissen, dass die Lichtbrechung vor allem am Übergang zweier Materialien (Gas/Linse) stattfindet, und nicht während des Durchlaufs durch die “paar Zentimeter Gas”.
Nur sind die Unterschiede von verschiedenen Gassen beim Brechungsindex doch eher gering. https://www.engineeringtoolbox.com/refractive-index-d_1264.html
Toll gegoogelt. Falls Du mal ne Arbeit drüber schreibst, wie irrelevant die umgebenden Gase in Verbindung mit High-Tech-Gläsern beim Design von High-End-Objektiven sind, wäre ich interessiert, sie hier zu veröffentlichen.
Luft besteht zu 75% aus Stickstoff und hat einen Brechungsindex von 1.00029, das 1-atomige Argon einen Index von 1.00028. Ein modernes, hochbrechendes Glas typisch > 1.75
Richtig ist, dass nur die Differenz im Index für die Brechkraft relevant ist. Die Differenz von 10^-5 zwischen N2 und Ar liegt bestimmt _weit_ unter der Reproduzierbarkeit der Glaschargen, rsp. den Fertigungstoleranzen eines Objektivs.
Ich kann die Behauptung, die Gasfüllung habe einen Einfluss auf die Abbildungsqualität _nicht_ nachvollziehen.
Du weißt, dass in den Optiken Argon eingefüllt ist? Toll! Danke für die Info. Die ist mir völlig neu. Hast Du da ne Quelle für?
Nein, weiss ich nicht.
Ich hab das Edelgas gewählt zum Kontrast mit den 2-atomigen Luftmolekülen.
Schott kann übrigens, auf Verlangen, Indizes auf 2×10^-5 aussuchen. Ist wohl schweineteuer gegenüber Std. Spezifikation von 10^-4
Dennoch, ich bleib dabei, die Abb.qualität bleibt davon unberührt.
Tja, vielleicht es es aber auch Co2? Oder Helium? Oder ein Gemisch daraus? Oder es steht unter Druck? Oder es ist verdünnt? Es gibt tausende technischer Gase. Und Du weißt von allen, dass sie die optischen Eigenschaften eines Systems nicht beeinflussen? Nicht ein kleines bisschen? Respekt.
Danke für den Respekt.
Schlangenöl und Anti-Covid Tropfen sind reine Glaubensartikel. Wie Du bereits sagtest “Ihr könnt’s glauben, oder auch bleiben lassen. .. Es ist eure Kohle.”
Die Argumentation von Chris ist sehr überzeugend dargelegt – jedenfalls besser belegter als Deine Spekulation über die Gründe der Gasfüllung. Vielleicht hast Du in diesem Punkt einmal wirklich nicht recht, auch wenn ich Deine Artikel sehr schätze!
Auch ich halte die Geschichte mit den optischen Gründen für eine Legende. Man müsste ja das Glas nur minimal anders schleifen und könnte sich den ganzen Aufwand mit dem Gas schenken. Das macht kein Unternehmen. Die Gasfüllung ist einfach ein probates Mittel um Beschlag zu vermeiden – genau wie beim Fernglas. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn sie heraus-diffundiert ist, dann verändert sich die Optik so minimal, wie Chris das dargelegt hat – aber das Glas kann (theoretisch) beschlagen. Beim Service wird der Beschlag-Schutz verloren gehen, wenn die Gasfüllung nicht erneuert wird. Ich würde das nicht überbewerten, haben andere Optiken ja auch nicht!
Nichts für ungut
Dein Namensvetter Reinhard
“nur minimal anders schleifen” *facepalm*
Leute. Ich seh das ja ein, dass man sich in irgendwelchen Foren gerade die Köpfe heiß diskutiert und auf einmal alle sich in High-Tech-Optik-Entwicklung auskennen. Da wird gegoogelt was die Tastatur hergibt und jeder ist Schlauer als der Nächste. Und jeder muss da bei pen-and-tell vorbeikucken und seinen Senf dalassen. Und ist “auf die Reaktionen gespannt” – wie mir heute jemand gemailt hat.
Wenn ihr eine echte Ahnung von der Sache habt, dann mailt mich an und beweist mir, dass meine Informanten Idioten sind. Ich werde die dann drauf hinweisen und sie aus der Liste meiner zuverlässigen Quellen streichen. Aber irgendwelches zusammengegoogelte, unverstandene Halbwissen könnt ihr euch hier sparen. Und ich mache jetzt hier zu.