Ich habe ja schon öfter auf Hauke Fischer verlinkt. Sein Text zum Offenblendenzwang ist ein Klassiker. Auf seinem Blog war es jetzt eine ganze Zeit ziemlich still, aber im Januar/Februar hat er wieder ein paar Texte rausgehauen. Nachdem uns wohl in den nächsten Wochen ein bisschen mehr Home-Office blüht, (Gestern 13363 Neuinfektionen) wäre vielleicht Zeit, sich die Texte von ihm mal reinzuziehen.
Ich unterschreibe jedes Wort von ihm. Leider kann ich nicht so grandios formulieren und ich traue mich nicht, so lange Texte ins Netz zu stellen. Ich kann immer nicht glauben, dass Menschen so lange Texte lesen – dabei haue ich ja selber 400- Seiten-Monster-PDFs raus.
Fischer schreibt seine Texte ähnlich wie ich – also was ihm halt gerade auf der Seele brennt. Ich fasse die Teile jetzt mal kurz nach Themen zusammen. Gerne in der angegebenen Reihenfolge genießen und beherzigen. Und nein, ich verlinke nicht alle Texte, nur die Basics. Wenn man angefüttert ist, kann man ja den Rest selber erforschen.
Video:
Storytelling, Drehbuch. Die Basis. Was mich freut: auch er findet diese verbreitete Aneinanderreihung von Bildern mit Aufzugsmusik gruselig. Wer keine Geschichte erzählt, sollte die Finger vom Video lassen. Auch für eine Doku braucht es einen Plan und ein Script. O-Ton ist wichtig. Guter O-Ton.
Videoschnitt. Genauso wichtig. Niemals auf die leichte Schulter nehmen.
Bildgestaltung:
Hier etwas Praxis. Wie das so geht. Immer drauf achten: Zuerst musst Du wissen, was Du zeigen willst. Das ist der kreative Prozess. Und dann zeig’s. Das ist das Handwerk.
Leerräume im Bild. Wo nix drauf ist. Kann richtig knallen.
Balance. Hauptmotiv und Zweitmotiv.
Menschen:
Porträts. Grundlagen. Und wenn man die beherrscht, kann man, wenn man kann, ein paar Dinge anders machen.
Fischer hat schon 2013 Tutorials geschrieben, die ganz viel schon beinhalten, was er später immer und immer wieder predigt. Bitte alles lesen und nicht nur die Tipps zur Kopfhaltung und Licht. Vor allem die Abschnitte zu “Üben!!!”, “Es gibt kein Geheimrezept” und “Kommuniziere mit Deinem Model.” Denn genau das ist es, wo ich immer und immer wieder die Mängel sehe. Nicht nur bei “Anfängern” sondern vor allem auch bei Leuten, die sich als “Profis” bezeichnen.
Augen, Catchlights, Blickrichtung. Stimmung bei Porträts. Aber nur, weil Fischer hier technisch wird, nie die Emotion aus den Augen (sic) verlieren. Und, ganz wichtig, nur professionelle Schauspieler können echte Emotionen auf Befehl erzeugen. Bei normalen Menschen ist der Fotograf für das Erzeugen von Emotionen zuständig. “Lächeln” ist keine Emotion, sondern eine Mimik. Das ist ein Unterschied.
Posing. Posen werden vom Fotografen vorgegeben und nicht vom Model “angeboten.” Es sei denn, das Model weiß haarklein, was der Fotograf will und wie es aus Kameraperspektive aussieht. Nur, wer kann solche Models bezahlen?
Straßenfotografie
Reden. Mit den Personen, die man ablichtet. Und selbstverständlich sein. Das Selbst verständlich.
Models:
Wie sollte man Menschen vor der Kamera behandeln? Anständig. Aufmerksam. Rücksichtsvoll.
Und hier nochmal, wie man mit Models kommuniziert und wie man sie fotografiert. Zitat Hauke Fischer: “35mm ist ausserhalb fun nichts für nah ran.” . Safe: Models hassen es, wenn ihnen Fotografen zu nah kommen. Sie sagen es nur oft nicht, weil sie den Ärger scheuen.
Wie sollten die Outfits aussehen: Stilvoll. Nackte mit Gemüse dekorieren ist nicht stilvoll.
Und für die Models hier auch ein How To. Pflichtlektüre für Models.
Forengelaber:
Die Helden am PC und in den asozialen Medien.
Und die beliebte Lachnummer: Wir geben einem Pro eine Knipse in die Hand und einem Amateur die richtig fette Ausrüstung. Leider geben sich die echten Pros selten für solches Entertainment her, so dass der Unterschied längst nicht so groß ist, wie er sein könnte. Und man will ja den Sponsoren noch zeigen, dass eigentlich auch jeder Anfänger mit dem Riesenteil bessere Fotos macht.
Über die Vorstellung bei vielen Menschen über die große, weite Welt der professionellen Fotografe. Das ist nämlich nicht nur unbedarfte Brautpaare knipsen, sondern Leute beliefern, die mit Deinen Bildern Geld machen wollen. Sprich. Dein Kunde verkauft Deine Bilder weiter – und will damit noch was verdienen. Oder zumindest mit Deinen Bildern seine Produkte…
Nichtskönner:
Hauke Fischer muss Fotografen nichts verkaufen. Der kann sich volle Kanne über all die eingebildeten Knipskistenbediener auslassen, die ihm über den Weg laufen. Was er auch mit Wonne macht. Hier und hier und hier. Und hier schreibt er, was man machen soll, um aus den Tiefen ans Licht zu kommen.
Brutal wertvolle Tips:
So macht man das Hobby zum Beruf. Ehrlich. Genauer: Nur so.
Shoot vorbereiten. So macht man das. Alles selber ausprobiert, bevor ich das von Fischer gelesen habe. Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht und predige das in meinen Büchern seit Jahren. Aber Fischer lesen macht Fun.
Lesestoff ist in solchen Tagen immer willkommen, prima wenn da einer schon vorab die Spreu vom Weizen trennt.
Apropos 400-Seiten-Monster-PDFs, ich sag mal danke für das neue Oly-Praxisbuch. Die Ausgliederung aus den Kamerabüchern ist Dir gut gelungen und der erste oberflächliche Eindruck verleitet mich schon vorab eine Empfehlung auszusprechen. Das Ding ist up to date (bis hin zu den Atomos-Recordern). Lohnt sich aus meiner Sicht also nicht nur für künftige Käufer der Kamerabücher.
Deine Kunden würden sich bestimmt über eine Info freuen, dass da was im Shop ist, was die tristen Tage etwas bunter erscheinen lässt.
Vielen Dank für den Hinweis.
Ich mag die Artikel sehr, wenn man sie aufmerksam liest, kann man sich viele Anstöße holen.
Danke für den tip. Fischer zu lesen bereichert mich
Gruß von Bernd
Danke Frank für den Tipp!
Hat also Reinhard ein neues Buch rausgebracht und keiner hatts mitbekommen, jedenfalls ich nicht.
Wir sofort bestellt.
HG Jürgen