Aus gegebenem Anlass erlaube ich mir, auf einen oft unterschätzten Umstand aufmerksam zu machen.
Hochzeitsfotografen sind bei Hochzeiten dabei. Wenn sich nach der Hochzeit herausstellt, dass einer der Gäste COVID-positiv ist, wird die komplette Hochzeitsgesellschaft zwei Wochen unter Quarantäne gestellt. Und zwar unabhängig von einem positiven oder negativen Test.
Sprich: der Hochzeitsfotograf sitzt dann auf einmal festgenagelt zuhause. Einkaufen geht nicht mehr. Hund Gassi führen auch nicht. Gar nichts. Hochzeiten fotografieren selbstverständlich auch nicht und sollte der Hochzeitsfotograf einer der besonders schlauen Nebenerwerbsfotografen sein, die ihre Tätigkeit weder mit Finanzamt, noch mit Handwerkskammer oder dem Hauptarbeitgeber abgesprochen haben, dann ist auch der Brötchenjob erstmal blockiert – so der “Fotograf” nicht sowieso im Homeoffice ist. Arbeitgeber reagieren auf so einen Ausfall ausgesprochen allergisch.
In der augenblicklichen “Inzidenz” kann es einen schneller als gedacht mit Quarantäne erwischen. Man sitzt abends gemütlich in der Gastwirtschaft beim Schnitzel und zwei Tage später kommt der Anruf, dass man die nächsten zwei Wochen nicht vor die Tür darf. Wohl dem, der dann Freunde hat, die einen mit Nudeln und Klopapier versorgen können.
Also, haltet euch von Menschenansammlungen fern. Auch wenn ihr der Meinung seid, immun gegen das Virus zu sein. Gegen verordnete Quarantäne seid ihr nicht immun.
Ich habe so eine Quarantäneverfügung hier vorliegen. Das ist nicht lustig. Kommt mit Postzustellungsurkunde und muss unterschrieben werden. Wohnung verlassen untersagt. Besuch untersagt, Trennung von den Personen im gleichen Haushalt. Zweimal täglich Körpertemperatur messen und dokumentieren. (Nein, die Verfügung betrifft nicht mich!)
Und noch was: die meisten Hygienekonzepte bei Veranstaltungen dienen nicht dazu, die Gäste zu schützen, sondern dem Veranstalter den maximal möglichen Profit zu ermöglichen. Es gibt im Augenblick wieder nur einen sicheren Schutz: Daheim bleiben.
Es gibt Menschen, die können das nicht. Es ist der gleiche Scheiß wie im Frühjahr. Nehmt Rücksicht auf diese Menschen. Ihr braucht sie.
Und hütet euch vor diesen Deppen, die behaupten, das Virus gibt’s nicht. Die lassen sich nämlich nicht testen. Sie stecken andere aber trotzdem an. Dann sind nicht zehn Leute in Quarantäne, sondern hundert.
Und dann wird es mit dem Einkaufen echt haarig.
Die Bußgelder sind übrigens knackig: Verstoß gegen die häusliche Isolation: 500-10.000 Euro. Bei Symptomen das Gesundheitsamt nicht kontaktiert: 300-3000 Euro. Rückkehr aus Risikogebiet ohne sich in Quarantäne zu begeben: bis 25.000 Euro. Dazu kommt, dass man schadensersatzpflichtig ist, wenn jemand, weil man die Quarantäne verletzt hat, selbst in Quarantäne muss oder gar erkrankt. Wenn dabei eine Ansteckung explizit nachgewiesen werden kann, ist das fahrlässige oder vorsätzliche Körperverletzung.
Nochmal: Quarantäne kann einen auch treffen, wenn man eigentlich alles richtig gemacht hat – und nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Genauso wie das Virus.
Passt auf euch auf. Und nein, es ist nicht absurd, sich selbst einzuschränken um nicht eingeschränkt zu werden. Es ist das Verhalten, auf das unser aller Zusammenleben beruht.
Danke und ein guter Rat. Auch wenn ich kein Berufsfotograf bin muss ich schon höllisch aufpassen. Letzte Woche hat es meinen Institutskollegen erwischt und wir mussten letzte Woche beim Mobiles Arbeiten um sich keinen Virus einzufangen.
Das mit Quarantäne kann auch einem hart treffen wenn er Single ist. Einkaufen geht nicht und wenn die Verwandten in meinem Fall (meine Eltern, 850 km weit) nicht für mich einkaufen können … (ja es gibt Online …)
Da bleibe ich weiterhin dabei, in meiner Umgebung zu fotografieren (Landschaft, Vögel, Waldpilze, Herbstblätter usw.). Bald kenne ich schon jedes Grashalm und jedes Blatt 😉
In dem Sinne, pass auf, ignoriere die Querköppe, die Feierenden und die Einladungen aller Art, bleibe gesund.
Eine Bekannte von mir ist hauptberuflich Hochzeits-, Kinder- und Familienfotografin. Für meinen persönlichen Geschmack mega-kitschig, aber das macht sie richtig, richtig gut. Und hat entsprechend “eigentlich” sehr gut zu tun…
In Corona-Zeiten ist das natürlich ein sehr hartes Brot!
Um ihre Familie zu ernähren und ihr kleinen Studio zu bezahlen MUSS sie arbeiten. Und hat auch in begrenztem Umfang Kundschaft: Newborn-Shoots kann man nicht verschieben…
Sie arbeitet ausschließlich mit FFP2/3-Maske ohne Ventil. Das ist echt hart. Aber die einzige Möglichkeit, überhaupt einen Mindeststandard zu erfüllen und mit dem eigenen Gewissen klar zu kommen, nicht automatisch zum Superspreader zu werden…
Sie regt sich, mMn zu Recht, megamäßig auf, wenn sie in den asozialen Medien Posts sieht, wo Fotografen-“Kollegen” so ganz unbefangen maskenlos zwischen ihren Kunden herumlaufen und womöglich sogar noch mitfeiern: hoch die Tassen…
Wie blöd kann man denn sein?!
jm2c,
Martin
(der selber bei der Arbeit ständig Maske trägt)
Kitsch gehört zu Familienfotos. Geht nicht ohne.
Und ich kann Deiner Bekannten nur die Daumen drücken, dass in ihrer Hochzeitsgesellschaft kein Infizierter auftaucht. Die Quarantäne wird ja unabhängig von Maske oder Infektion verhängt. Der Quarantänebeschluss, der mir vorliegt, betrifft jemand, der im März schwer an Corona erkrankt war und wohl immun ist . Das spielt aber überhaupt keine Rolle.
Naja, bzgl. Durchsetzung seid ihr in Bayern wohl etwas weiter, als andere Bundesländer…
Ein Mitarbeiter meiner Gattin (nein, ich verrate nicht das Bundesland) wurde nicht etwa von den Behörden informiert, dass er Kontakt mit einem Infizierten hatte, sondern vom Infizierten selber. Und die Gesundheitsämter haben sich mehrere Tage lang geweigert, ihn zu testen, weil er ja keine behördliche “Einladung” dazu bekommen hatte.
Glücklicherweise kann er seinen Job, etwas eingeschränkt, auch von zuhause machen und hat sich somit selber in Quarantäne begeben. Eine amtliche Aufforderung oder gar Anordnung dazu gab es nicht…
*grmpf*