Cooler für E-M1X

Die E-M1X hat ja mittlerweile zwei Bildprozessoren drin, die allerhand Abwärme produzieren. Damit diese Wärme überhaupt abgeführt werden kann, besitzt die E-M1X eine Heatpipe. Die kann man hier sehen: (Grafik von Olympus)

Diese Heatpipe funktioniert soweit ja auch prima und sorgt dafür, dass die Kamera nicht überhitzt. Wenn es darum geht, den Sensor richtig zu kühlen, reicht sie nicht aus, sie sorgt nur dafür, dass die Betriebstemperatur des Sensors nicht über 55°C steigt.

Um nun den Sensor effektiv zu kühlen, kann man entweder nach Grönland fahren (Foto oben: Helge Süss) oder eben zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Helge, der ja auch schon die Akkudummys für die PEN- und OM-D-Akkus gebaut hat, hat nun auch dafür eine Lösung entwickelt. Im Endeffekt handelt es sich um einen handelsüblichen Prozessor-Kühler mit einer in einem Akku-Dummy untergebrachten Steuerelektronik. Diese kommuniziert über die digitale Akkuschnittstelle mit der Elektronik der Kamera und kann darüber sowohl die Werte des in der E-M1X vorhandenen Umgebungstemperatursensors als auch die Werte der Sensortemperatur abfragen. Damit kann die Elektronik den verbauten Lüfter steuern. Hier ein erster Prototyp:

Als Stromversorgung dient der zweite Akku bzw eventuell angeschlossene Powerbanks. Dieser Dummy wird als Akku2 in den Schlitten der E-M1X gesetzt.

Ich habe von Helge ein Vorserienexemplar zum Test erhalten. Das sieht so aus:

Hier ist ein Originalakkugehäuse verwendet worden, das von meiner Akku-Schlachterei übriggeblieben ist. Das Problem ist, dass der Kühlkörper erst noch etwas Tuning braucht:

Und zwar müssen diese beiden Anschlagsleisten weg. Die E-M1X ist ja flach. Oder zumindest fast:

Wenn man mit dem Dremel den ganzen Lack runtermacht – was ziemlich schmiert – dann sieht man, dass da ein paar Sicken drin sind. Die müssen weg, sonst liegt der Kühler nicht plan auf.

Hier sind die Ränder des Kühlkörpers auch vorbereitet und der Wärmeleitkleber schon aufgetragen. Die normale Wärmeleitpaste, die man als Computerbastler in der Schublade hat, funktioniert hier nicht. Entweder man nimmt speziellen Kleber oder eines der Wärmeleitpads, die es auch gibt. Dann muss man die Kanten nicht so weit runterfräsen.

Ein bisschen hin und herrutschen, damit sich die Paste gut verschmiert und dann fest andrücken. Wenn man lustig ist, kann man die Bereiche außen um den Kühler hinterher wieder schwarz lackieren. Beim Aufkleben und auch beim Dremeln etwas auf die Schrauben achten, die da auf dieser Fläche sind. Die sollten nicht beschädigt oder verklebt werden. Sonst sind die Kollegen in Prag im Fall der Fälle etwas beleidigt.

Je nachdem, welchen Kleber man verwendet hat, entsprechend warten, bis die Sache abgebunden hat.

Während der Zeit muss noch in die Abdeckung der Akkuschublade ein Schlitz gefräst werden, damit man das Kabel durchführen kann. Damit das hinterher wieder dicht ist, gibt’s eine Gummidichtung mit Knickschutzhülle dran. Helge will auf Wunsch auch einen gewinkelten Knickschutz anbieten.

Und so sieht das Ganze aus, wenn’s fertig ist. Bartträgern wird empfohlen, das Display zu verwenden.

Hier noch eine Grafik des erreichbaren Temperaturvorteils.

Man sollte übrigens nicht auf die Idee kommen, den Kühler ohne die Temperaturregelung zu betreiben. Das kann die Wirksamkeit der HeatPipe beeinträchtigen und bleibende Schäden verursachen.

Wer nur im Bereich von ISO 200 fotografiert, braucht so etwas natürlich nicht. Aber wer bei hohen Außentemperaturen Langzeitbelichtungen durchführt, wird den Cooler zu schätzen wissen. Bei ersten Tests erreichte ich einen Rauschvorteil von etwa 1,5 Blenden. Der Kit zum Selbsteinbau kostet 150 Euro, für den Einbau muss man etwa drei Stunden rechnen, wenn man entsprechend sorgfältig arbeitet. Die Zertifizierungslogos, die man dabei übrigens zwangsläufig abschleift, findet man übrigens fast alle unter Zahnradmenü J3 – Zertifizierung.

20 Replies to “Cooler für E-M1X”

    1. Technik vom Feinsten! Aber beim Design ist deutlich Luft nach oben. Beim Prototyp mag das noch angehen, aber wenn’s in Serie geht muss hier noch was passieren 😉
      Gruß aus HH
      Achim

  1. Der Fairness halber muss ich ja zugeben, dass ich nicht der Erste bin, der solche Probleme adressiert hat.
    Sony hat das Problem schon viel länger und findige Entwickler haben sich der Thematik angenommen.
    Nur blasen die halt relativ ungeregelt drauf los, was der Kamera eben auch schaden kann.
    https://petapixel.com/2019/02/08/someone-made-an-open-source-body-cooler-for-overheating-sony-cameras/
    https://produto.mercadolivre.com.br/MLB-804209114-cage-gaiola-cooler-para-sony-a6300-a6000-nex7-_JM?quantity=1

  2. Eine Frage habe ich noch. Wie hast du den Lüfter verdrahtet? Bläst er frische Luft auf die Kühlrippen, oder wird die warme Luft abgesogen?

    Danke für den Artikel. Keine Ahnung, weshalb sich so viele Medien heute dem Spaß entziehen. Dabei ist es der einzige Tag im Jahr, wo der Leser jeden Beitrag hinterfragt und nicht auf F*kenews reinfällt.

  3. Ich hoffe, er hat mindestens eine IP67-Zertifizierung. Dann kann man ihn in der Kaffeepause zum Aufschäumen der Milch nehmen 🙂

    1. Super ding, ich denke wenn der Lüfter läuft hat dies auch einen positiven Effekt auf die Sensorstabilisierung, solange sich der Lüfter im Uhrzeigersinn dreht.

  4. Wie siehts mit der Garantie aus? Verliert man nicht die Garantie für den Lüfter, wenn man da so eine Kamera dran klebt?

  5. Boah, voll erwischt – echt ich dachte bei den ersten Zeilen, dir spinnen die Zwei – basteln da einfach an einem 3000 t€uren Teil herum…. Super….
    Danke fürs HintersLichtFühren.

  6. Zu dem Aprilscherz mag ich mich nicht äußern. Aber eine fundierte Aussage zu High-Res aus der Hand wäre mir lieber gewesen. Für mich wäre diese Funktion interessanter als ein veränderter Autofocus oder längere Akkulaufzeiten. Also bitte: demnächst etwas zu diesem Thema.
    Danke

    1. Immer mit der Ruhe. Ich muss ja auch irgendwann die Fotos aus der Praxis dazu machen. Hilft ja nichts, wenn ich nur Elke im Studio knipse….

  7. Ich bin so enttäuscht von der angebotenen Lösung, typisch technisch “Europa-West”. Da hätte man doch mal auf die indigene, sympathische “Madame Butterfly”-Version zurückgreifen können.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *