Rallye, Jets und Eisenbahnen

Olympus hat den professionellen Kameramarkt im Visier. Sie hat für die Fotografen, die mit ihren Fotos Geld verdienen, ein neues Werkzeug vorgestellt, das revolutionäre Eigenschaften besitzt. Es kann selbständig Rallyefahrzeuge erkennen, fokussiert bei einem Jet aufs Cockpit und bei der Eisenbahn auf den Führerstand.

Damit das funktioniert, schießen von Olympus bezahlte Fotografen von jedem Motiv 10.000 (!) Bilder die dann durch den Computer gedreht werden und der resultierende Algorithmus wird dann in die Kamera geladen. Man muss dann nur noch auswählen, was man gerne ablichten würde und die Kamera macht das.

Damit das auch funktioniert, hat die Kamera einen zweiten Prozessor spendiert bekommen, der nichts anderes macht, als genau das. Damit der Apparillo nicht zu heiß dabei wird, hat man den Batteriegriff und einen Kupferklotz eingebaut. Und damit das dann nicht zu teuer wird, hat man beschlossen, die Lagerbestände an alten Sensoren, alten Displays und alten Suchern aufzubrauchen.

Dieses Bild ist zehn Jahre alt und stammt aus der E-3. Es ist frei Hand mit dem 300mm f/2,8 gemacht worden und wenn man reinzoomt kann man beim Piloten fast die Marke der Sonnenbrille erkennen. Was fällt auf? Es ist nicht nur der Pilot scharf, sondern der halbe Flieger. Blende 2,8. 300mm. 1/800s. Leider kann man die revolutionären Neuigkeiten der E-M1X mit dem Zwo-Acht nicht nutzen. Geht nur mit mFT. Also Blende 4. Noch mehr Schärfentiefe. Ich habe fliegende Jets auch mit der Kristallkugel bei 7mm bildfüllend fotografiert. Scharf. Nur sieht man da kein Cockpit, weil die da nur von unten zu sehen sind. Fotos aus dieser Serie sind verkauft worden.

Ein Rallye-Fahrzeug. Fotografiert mit der E-M5 und dem Bigma 50-500 bei 500mm. Die E-M5 kann beim 50-500 keinen C-AF. Warum ist das trotzdem scharf? Weil die Schärfentiefe locker ausreicht. Merke. Die Schärfentiefe hängt vom Abbildungsmaßstab und der Blende ab. Und lange Tüten haben große Blendenzahlen. Das angekündigte 150-400 wird mit dem 1,25-fach Konverter bei der Lichtstärke und Brennweite in der Liga des Bigmas mitspielen – nur hoffentlich schneller und schärfer. Kann der Algorithmus der E-M1X übrigens Oldtimerrallyes? Da fahren auch alte Mini Cooper, Lancia Stratos oder Enten mit….

Das Beitragsbild ganz oben ist übrigens mit dem 12-50 gemacht, bei 50mm. Ich habe ja schon unter “lebensgefährliche Fotografie” was dazu geschrieben. Rallye fotografieren ist kein Spaß. Da sollten sich keine Leute an der Strecke rumtreiben, die nicht haarklein wissen, was sie tun. Eine Kamera, die die Fotos vermeintlich von alleine macht, ist da für mich das falsche Signal.

Das hier ist der Weltrekordtaurus, die schnellste Lok der Welt. Der fuhr hier 100km/h schneller als der normale ICE. 357km/h. Was Schnelleres gibt’s in Europa nicht, der TGV macht nur 320 km/h. Und es gab nur eine Chance. Und damals nur die E-500 mit dem alten, langsamen 40-150. So what? Für die Zeitung hat es locker gereicht. Das wäre heute mit der E-M1II und dem 40-150 f/2,8 sehr viel komfortabler und schärfer und durch die höhere Bildwiederholrate hätte man eine Chance, Lok und Messwagen zwischen zwei Pfosten zu erwischen. Aber was macht ein Algorithmus mit einer umlackierten Güterzuglok, die noch nicht in der Datenbank drin ist und auf einmal einen auf Weltrekord macht?

Aus Profisicht – und gerade aus der Erfahrung mit der Gesichtserkennung, die ich mittlerweile grundsätzlich abgeschaltet habe – bin ich ausgesprochen skeptisch. Motorräder, Züge, Jets, Rally. Ja, OK, muss man üben, sollte man aber als Profi draufhaben. Gleichförmige Bewegungen, große Motive, komfortable Schärfentiefen. (Ich bin gespannt, wann sie Kutschenrennen aufnehmen. Wird wohl noch etwas dauern….)

Es gibt für einen Profi eine Situation beim Rennen, die muss man erwischen. Das ist, wenn was passiert. Wenn der Motorradfahrer aus der Kurve fliegt, das Rallyauto sich überschlägt, der Jet abstürzt. Das klingt jetzt brutal, aber für den professionellen Fotografen, der seine Brötchen verdienen muss, sind genau diese Fotos die, die er liefern muss. Das sind die, die ihn noch Jahre später ernähren. Wenn aber die Kamera im entscheidenden Augenblick eben den Teil des Bildes trackt, in dem das eingestellte Muster gezeigt wird – und nicht den Teil des Bildes, in dem gerade die Fetzen fliegen, dann ist das, um es vorsichtig zu sagen, suboptimal. Was Profis brauchen, ist nicht eine Foolproof-ich-kann-das-besser-als-Du-Besserwisser-Knipse, sondern ein Werkzeug, das mit unvorhergesehenen Zwischenfällen klar kommt. Einen Reset-Knopf, der alle Sondereinstellungen abschaltet und einfach nur dafür sorgt, dass das, was vor der Kamera passiert, sauber und scharf abgelichtet wird.

Und da bin ich wieder bei Olympus. Denn die E-M1X hat diesen Knopf wieder gekriegt. Man kann endlich wieder ein MySet per Knopf aktivieren. Aus unerfindlichen Gründen hatten sie das nämlich bei der E-M1II abgeschafft, was mich gerade bei Sportfotografie tödlich genervt hat.

30 Replies to “Rallye, Jets und Eisenbahnen”

  1. Eine, Deine Meinung, ob auch die Meinung anderer Profis wird sich zeigen. Warten wir mal die verkaufszahlen ab… was bleibt ist Olys Innovationkraft….

    1. Nur meine Meinung. Absolut. Ich betrachte die Kamera aus meiner Sicht. Eine andere habe ich nicht zur Verfügung. Aber ob man die Meinung vieler echter Profis zu lesen bekommt ist die Frage. Ein Profi verdient Geld damit, dass er an der Strecke steht und seine Fotos macht – nicht, indem er Kameras testet und Reviews schreibt. Als ich noch als Journalist für Tagespresse unterwegs war, habe ich nicht über Kameras gebloggt. Damit habe ich angefangen, als ich Bücher über das Thema geschrieben habe. Und wenn wir in der Redaktion über Fotografie gesprochen haben, dann über Bildideen, vordrängelnde Bürgermeister und wie man die Dateien möglichst klein kriegt. Nie über Kameras.

      1. Ich verdiene Geld mit der Fotografie, nebenberuflich, und habe die EM1X bestellt. Richtig noch nie hat ein Kunde ein Foto abgelehnt, weil mit MFT aufgenommen…. ob die 1X zu teuer ist, ist relativ. Das Pro Gesamtpaket ist definitiv weitaus preisWERTer als FF. für meinen Anspruch…

        1. Über Kleinbild brauchen wir nicht reden. Aber ein Berufsfotograf – nicht nebenberuflich – muss die Kamera über 5 Jahre abschreiben. Wenn der eine E-M1II hat muss er sich überlegen, ob diese Kamera ihm über die vermutete Laufzeit von zwei Jahren entsprechend mehr Umsatz bringt, damit sich die Anschaffung und die Einarbeitung rentieren.
          Das muss jeder selbst entscheiden. Es gibt in Deutschland nicht viele Fotografen, die mit Motorsport, Eisenbahnen und Jets hauptberuflich ihr Geld verdienen. Viele davon sind Journalisten und arbeiten mit Redaktionskameras. Wenn sich einer dieser wenigen hier zu Wort melden würde und mir erklärt, warum er die E-M1X kauft, würde ich mich freuen.

  2. Moin Reinhard, können wir denn mit einem Kamerabuch von dir über die E-M1X rechnen?
    … ich wäre dein erster Abnehmer! 😉

    1. Ein gedrucktes Kamerabuch wird es von mir nicht geben, der Verlag sieht die Absatzchancen skeptisch. Ob ich ein PDF mache, weiß ich noch nicht. Kommt drauf an, ob ich es finanzieren kann.

  3. “Und damit das dann nicht zu teuer wird, hat man beschlossen, die Lagerbestände an alten Sensoren, alten Displays und alten Suchern aufzubrauchen.”

    Schön bissig auf den Punkt gebracht!

    Beim Autofokus frage ich mich auch, ob das nicht eine furchtbare Resourcenverschwendung war. Die bisher vorhandenen Programme für Motorsport, Züge und Flugzeuge halte ich für reichlich überflüssig, das kann man mit existierenden Kameras alles erschlagen. Was wirklich passen muss, ist ein ganz normaler C-AF – mal sehen, ob sich an dieser Stelle was getan hat. Die E-M1 II ist in der Hinsicht ja nicht schlecht, hat aber durchaus Luft nach oben (und zu den besten Kameras in der Hinsicht). Was mich immer sehr gestört hat, ist die schlechte Zugänglichkeit der AF Konfiguration, man müsste die Einstellungen für Lock usw. auf ein Drehrad legen können.
    Bisher bin ich an der X nicht wirklich interessiert, obwohl ich vor allem Tiere in der Natur fotografiere und somit eigentlich zur Zielgruppe so einer Action- und Wildlifekamera gehöre. Mal sehen.

    Spannend finde ich die Live ND Filter, sowas hätte ich schon häufig brauchen können.

    Grüße, Michael

    1. Die E-M1X hat den gleichen Sensor und den gleichen Bildprozessor wie die E-M1II. Sie haben bei der E-M1X lediglich den Algorithmus zur E-M1II verändert, so dass die Kamera den Vordergrund noch weiter priorisiert. (Das haben sie ja schon beim FW-Update 2.0 der E-M1II gemacht.) Für Sport ist das meistens gut, für Wildlife bisweilen eher nicht, weil man dann öfter mal am Gemüse vornedran hängenbleibt. Wie weit sie es da bei der E-M1X getrieben haben, muss ich erst testen. Aber eine wirklich deutliche AF-Verbesserung wäre nur mit einem schnelleren Sensor und schnellerem Speicher möglich.

      1. Stärkere Vordergrundpriorisierung klingt definitiv gut, denn das ist bei der E-M1 II immer noch das Hauptproblem, dass der Fokus gerne im Hintergrund landet und sich da festkrallt. Den Vordergrund habe ich ganz gut im Griff – sei es über Positionierung oder über Fokuslimiter.
        À propos Limiter: der Softwarebegrenzer ist in vielen Fällen für mich äußerst nützlich, aber der C-AF in Kombination mit Limiter hat zumindest in meinen Händen immer Zicken gemacht.
        Schade, dass du die AF Entwicklungsmöglichkeiten bei der X und E-M1 II so pessimistisch beurteilst, aber wahrscheinlich hast du recht bzgl. Hardware. Wenn sich das bewahrheitet wird Olympus zumindest an mich keine X verkaufen, ich fürchte, sie haben da an der falschen Stelle gespart.
        Ehrlich gesagt habe ich jetzt auch einige Bedenken in Sachen E-M1 III, im Moment sieht es ja nicht so aus, als könnte man da mit großem Fortschritt rechnen. Naja, man wird sehen.

        P.S. dein trockener Humor ist klasse 🙂

        1. >>P.S. dein trockener Humor ist klasse <<
          Sorry, aber für mich lesen sich von Reinhard so einige "bissige" Passen so,, als wenn ein klein wenig Frustration/Enttäuschung mit eine Rolle gespielt hat. Ich bin eher erschrocken …

          1. Es gibt Dinge, die feiere ich. Dinge, die mir als Fotografen zusätzliche kreative Möglichkeiten geben. Ich bin unter anderem deshalb bei Olympus, weil die solche Kameras wie die PEN-F rausgebracht haben. Und ich bin enttäuscht, wenn eine Firma wie Olympus nicht das zeigt, was sie kann, sondern ein Produkt wie die E-M1X rausbringt. Insofern: gut gerochen, Goly….

      2. Deshalb würde mich vor allem interessieren, wie der AF mit den FT-Objektiven arbeitet, ob es da nochmals eine spürbare Verbesserung gegenüber der E-M1.2 gibt, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen.

        Außerdem bin ich neugierig, ob überhaupt und in welchem Umfang eine Verbesserung bei der Auflösung, der Dynamik und beim Rauschen bei ISO-Werten zwischen 1600 und 6400 festzustellen ist.

  4. Ich habe von einer D800/D300 zu Olympus gewechselt, für Reise/Stockfotografie perfekt. Für Sport sehe ich Limitierung durch den Sensor. Egal wie gut man den AF macht- wenn ich mir Bilder von Hallensport ansehe die die AF-Qualität zeigen sollen … ja, bei Zweikämpfen sind die Sportler scharf… aber die immer noch recht scharf abgebildeten Sitzreihen lenken total ab, sind Fotos die keine Emotionen wecken.
    Ich würde an Reinhards Stelle kein Manual schreiben, viel Aufwand, wenig user, meine Prognose. Zu schwer, zu teuer, eine Machbarkeitsstudie, nicht zum kaufen.

    Wenn ich aktuell in DPreview das Oly-interview lese (Aki Murata, VP of sales and marketing for Olympus America) : “We have three strengths: Compactness and light weight, lens quality, and I.S.” … dann frage ich mich warum sie das nicht ausbauen.
    Na, auf Frage nach kleineren Kameras: “Now that [the E-M1X] has arrived, and it’s our 100th anniversary, you can expect more”. Schaun wir mal …. die versprochenen Firmware upgrades zur M1 II hielten sich ja sehr in Grenzen.

  5. Offensichtlich hat Olympus sein „Pulver“ verschossen.

    Nirgends steht etwas über das Verhalten mit FT Objektiven. Kann der Ziegelstein das etwas besser als die E-M1.2?
    Vermutlich nicht!
    Deshalb überflüssig…

  6. Űber Sinn und Unsinn von Funktionen, besonders Automatiken die suggerieren einem Entscheidungen abzunehmen, kann man sicher immer streiten.
    Vermutlich geht auch bei Olympus selbst die Erwartung dahin, dass man die X, wie bei vielen Modellen zuvor, auch eher an den ambitionierten Amateur, als in größeren Stückzahlen an den Profi verkauft. Von daher müssen wir das auch mal über unseren heimischen Markt hinaus betrachten. In den diversen Oly-Foren sind zwar die Naturfotografen insbesondere mit dem Thema BIF sehr dominant. Aber als Spotter fällt mir doch schon der überdurchschnittlich hohe Anteil an OM-D-Gehäusen gerade bei den Trainspottern auf und der Preis der X, wirkt bei dieser Klientel nicht unbedingt abschreckend. Zudem ist Deutschland nun nicht umbedingt das ganz große Spotter-Land. In Japan ist das nochmals deutlich ausgeprägter. Da hat es dann einer sogar zum Visionär gebracht. Gut, der fotografiert auch einen Shinkansen in voller Fahrt von der Seite.

    Klar kriege ich mit der E-M1 II, Neuner-Feld und C-AF 1+, einen Zug genau an dem Punkt, wo ich ihn will. Maximale Schärfentiefe ist eh erwünscht.
    Wenn eine Automatik sich nun die Betriebsnummer, und bitte nicht den Führerstand greift, ist das erstmal kein Hindernis. Wenn das dann auch noch nachts mit Dampf vor der Rauchkammertür im S-AF funktionieren würde umso besser.

    Ich finde das Ding griffig, es hat zwei Akku-Fächer die auch nutzbar sind, ohne den Griff abzuschrauben. Das “Problem” des “Blockierens” beim Auslösen mit schnellem Finger im S-AF/Einzelbild tritt wohl nicht mehr in Erscheinung. Okay, da war die erste 1er gefühlt auch besser, als die Mark II.
    Die X ist für mich, für sich allein betrachtet, eine klasse Kamera. Ob man nun, wie in diversen Foren erkennbar, frustriert sein muß, dass der Anstand der neuen Kamera zur E-M1 Il nicht so groß ist, wie erhofft, kann nur jeder mit sich selbst ausmachen. Irgendwie bin ich da auch etwas erleichtert, dass da nicht der Will-Haben-Drang bei mir ausglöst wurde, eben weil ich persönlich mit dem Teil auch nicht mehr erreichen kann.
    Bei einer Neuanschaffung und dem nötigen Kleingeld, sehe ich aber keinen Grund nicht zu diesem Gerät zu greifen. Sie hat kleine Details, die ich gerne an meinen Gehäusen hätte (z. B. fester Griff), die aber bei der Oly-Gemeinde nicht unbedingt auf Begeisterung stoßen.

    1. Hallo Frank, das mit der Rauchkammertür mit S-AF… Dieser Zugerkennungsmodus geht nur im Trackingmodus… 😉
      Im Ernst: Das Konzept sieht vor, dass nach und nach alle möglichen Motivwelten abgedeckt werden. Stabhochspringer, 100-Meter-Läufer, Turmspringer. Natürlich mit Blick auf 2020 erst mal vor allem olympische Sportarten. Das ist auch einfacher als BIF, weil man zum Erstellen der Fotos einfach nur auf entsprechende Sportveranstaltungen muss und draufhalten. 10.000 Bilder BIF von Schwalben oder Kolibris ist ein bisschen aufwendiger. Und um alle Hunde vom Dackel bis zum Irischen Wolfshund abzudecken, hat man auch ein bisschen was zu tun. Ich will den Fotografenkollegen in Japan die Lebensstellung ja nicht missgönnen, aber nachdem Olympus beim Accessory Port auch keine große Ausdauer bewiesen hat, bin ich da nicht so optimistisch. (Ich kaufe die Kamera, wenn sie Anfänger-Brautwalzer bei schlechtem Licht kann.) Die E-M1X ist ein Technologieträger für diese Technologie des Motivtrackings. Ein Versuchsballon. Mal sehen, ob der Kunde das annimmt. Deshalb auch die Übertragung der EXIFs in Workspace. Damit hofft Olympus nachvollziehen zu können, wie viele Kunden dieses Feature überhaupt nutzen.

      Und wir alle wissen, Features, die zu wenig Kunden nutzen, fliegen raus.

      1. Für mich ist der Ansatz für Tierfotografen echt eine Sackgasse – wenn man z.B. auf Rehe ansitzt und die Kamera einen tollen Rehmodus hat, dann aber auf einmal ein Falke vor der Nase eine Maus schlägt und damit vorbeifliegt, dann will ich keine Kamera, die sagt “kein Reh erkannt”, sondern eine, mit der ich auch den Falken fotografieren kann (nachdem ich die Belichtungszeit angepasst habe). Ok, prinzipiell wäre die Umschaltung über C1-C4 in solchen Fällen möglich, wenn man schon alles dafür vorbereitet hat.
        Ich wüsste jedenfalls wirklich gern, wer sich von diesem AF-Ansatz angesprochen fühlt, zumal es ja keine Roadmap für eine Erweiterung der Funktionalität gibt. Wenn kaum einer die Kamera kauft, lernt sie vielleicht niemals BIF?

  7. Hallo Reinhard,
    meiner Meinung nach bringst Du es leider, leider auf den Punkt.
    Ich habe mir die Kamera gestern auf dem Olmpus-Stammtisch angesehen und ich persönlich fühle mich nicht wirklich abgeholt obwohl ich in das Kundenprofil passen würde.
    Wer z.B. für planes, trains und cars ein spezielles Programm benötigt der versteht nicht seine Kamera zu bedienen. Das mag überheblich klingen, ist aber meine Meinung dazu. Der AF hat eine Unzahl von Konfigurationseinstellungen und der Großteil der Kunden (siehe Foren) beherrscht die MKII immer noch nicht. Wie wird das wohl bei der X sein? OK: planes, trains und cars… 😉
    Ich persönlich habe mit der E-M1 MKII überhaupt keine Probleme z.B. beim Basketball-Fotografieren und das ist für den AF eine weitaus größere Herausforderung. Das geht natürlich nur mit etwas Erfahrung und wenn man sich mit dem Spiel “synchronisieren” kann. Genau das müssen Profis können!!!!

    Ich bin leider gerade etwas endtäuscht und hoffe, das sich das noch ändern wird. Ich frage mich wirklich welche professionellen Fotografen hierfür ihren Input geliefert haben sollen. Die Kamera ist z.B. durch ihre Größe prädestiniert für größere Objektive und ausgerechnet bei ihr legt man Funktionen auf die linke Seite des Gehäuses (Menue Taste) die nicht erreicht werden können, denn die linke Hand hält das Objektiv.
    Den einzigartigen und für mich perfekt liegenden Fn1 Knopf hat man entfallen lassen… 😮
    Der Sucher ist sehr schön schon groß aber Dein Schreiben dazu hätte ich nicht besser formulieren können. Es macht mich etwas traurig.

    Mir wäre es lieber gewesen man hätte der E-M1 MKII ein ordentliches update mit überarbeitetem Menue gegeben und hätte noch etwas weiter an der Kamera entwickelt. (z.B. einen neueren Sensor gegönnt)
    Olympus war mit der E-M1 ein Vorbild für das Vorgehen zu Firmwareupdates. Das ist mit der MKII leider verblasst. Bei der Hardware ist man nun fast Follower. Endlich hat man an die beiden Batteriegriff Fn-Tasten gedacht und einen Joystick verbaut. Das ganze tut mir persönlich wirklich weh, weil ich ein großer Olympus Fan bin!
    Aber ich bin nicht für das Unternehmen verantwortlich und Olympus mag mit ihrer Strategie auch durchaus richtig liegen… Ich hoffe es.

    Vielen Dank für Dein Schreiben Reinhard. Es zeigt mir, dass ich nicht ganz alleine mit meiner Denkweise bin.

    Andreas

    1. Hallo Andreas,
      Olympus kann gute Kameras entwickeln. Richtig gute Kameras. Richtig geile Kameras. Und sie tun das auch. Leider haben sie jetzt drei Flops in Folge geliefert. Dies ist aber kein Verdienst der Technik – die können das. Wirklich. Diese drei Kameras sind Marketingblasen. Und nur wir Kunden können Olympus wieder auf den Weg bringen, die Knipsen, die sie bauen können, auch zu verkaufen. Indem wir sagen: “So nicht Jungs. Wir hätten gerne das Zeug unterm Ladentisch. Die richtig heiße Ware. Nicht die Lutscher für die Kiddies.”

  8. Hallo Reinhard,
    vielen Dank für Deine Antwort!
    Ob die letzten drei Kameras Flops waren/werden kann ich nicht beurteilen. Vielleicht fehlt mir da der Blick aufs Große Ganze.
    Ich kann aber sagen, dass ich mir andere Dinge von einer professionellen Kamera zum 100 jährigen Firmenjubiläum erhofft hatte und denke, dass ich damit nicht alleine bin. Ich hätte da nach intensiver Auseinandersetzung mit den E-M1er Kameras eine Liste von Themen!

    Wenn es so weitergeht muss ich wohl irgendwann die Marke wechseln (ja, das schreibe ich als Olympus Fan!!!) und das würde mir mit über 20 ganz hervorragenden Objektiven sehr, sehr schwer fallen. Insbesondere den Top-Pro FT-Linsen würde ich sehr nachtrauern, denn die funktionieren an einer Pana nicht so toll.

    Andreas

    P.S. Was mich gerade “etwas” nervt sind die unzähligen unproffesionellen youtube Beiträge von “professionellen” Visionarys, die ich mir aufgrund dem Interesse an der X reingezogen habe. Keine wirkliche professionelle Kritik. Keine wirkliche Auseinandersetzung mit der Kamera. In meinen Augen nur Müll! Aber das war ja zu erwarten.
    Wenn hier jemand von Olympus mitliest, dann hoffe ich er versteht mich richtig und nimmt die Kritik als Anregung auf.

    1. Mich stört die Größe der X überhaupt nicht, der Preis, naja, wenn sie viel besser ist, ok
      Ja, Andreas, ich teile deine Kritik nach einem besseren Sensor, aber es gibt anscheinend noch keinen schnelleren mit mehr MP, der der Mark II war jedenfalls der schnellste, der zur der Zeit (2015)verfügbar war mit 60B/sek , gäbe es einen bessern, hätten sie ihn eingebaut, bestimmt sogar!
      AF Motivprogramme finde ich auch bescheuert, ich weiß, du hast ja bei den Stammtischen immer
      Allen geraten, macht euch mit der Kamera vertraut, lernt sie kennen, lest die Doku.
      Aber der Trend scheint wohl dahinzugehen, alles Voreinstellen zu wollen.
      Über das Design lässt sich streiten, Oly sagt, sie hätten zig User dazu befragt, können sich so viele irren? Joysticks für AF gab es wohl vor 3 Jahren wohl noch nicht?!
      Ich glaube nicht, dass sie Features der X per Update in die Mark II einbauen, der schnellere Sucher geht nicht, der bessere Stabi geht nicht, somit auch kein Hires Handheld. Das wäre für mich schon wichtig, allerdings nur wenn es tatsächlich die 2.5-fache Auflösung hat. Dass was man bisher dazu gesehen hat, überzeugt mich noch nicht. Eine Mark III Ende 19 oder Anfang 20 wird vielleicht auch nicht den besseren Stabi haben, weil der ja mit Epson entwickelt wurde und nur 2 Jahre Oly gehört, sie werden sich ja keine Konkurrenz im eigenen Hause machen, es sei denn, es kauft keiner die X!
      Aber dann wird sie vielleicht billiger, aber nur wenn genügend vorproduziert wurden.
      Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass sich die gesamte Fachpresse bei der X fast nur auf den 7,5 fachen Stabi stürzt, die 1.1 konnte schon mit dem 12-100, 5sek aus frei Hand scharf! Dieses Objektiv rechtfertigt schon allein Mft !
      Ich war übrigens nicht beim Stammtisch, ich kann einfach nicht mein Maul Halten wenn mir was nicht gefällt, man will ja nicht anecken, obwohl ich es rührend finde wie sich der Nils um den Münchener Stammtisch kümmert, das ist nicht selbstverständlich.

  9. So liest sich also ein Verriss vom Reinhard 😉

    Ich muß sagen, so schlecht ist die Kamera doch bestimmt nicht. Der Griff ist zumindest an meiner Mk.II eh immer dran (weil sonst vieeeel zu unhandlich) und jetzt kommt man wenigstens auch an beide Akkus dran ohne alles auseinander nehmen zu müssen. Auch daß man ENDLICH ein Fokuspunkt-Joystick hat (obwohl ich das Verschieben mittels Rad mittlerweile im Schlaf beherrsche …) ist ein Fortschritt.

    Was mich viel mehr enttäuscht, und worüber anscheinend niemand spricht, ist die Lens-Roadmap. Alles spielt sich in Brennweitenregionen ab die für mich irrelevant sind (> 100mm). Und nach wie vor ist kein M.Zuiko-Zoom in Sicht, der es mit meinen geliebten FT-TopPros aufnehmen könnte. Folglich befindet sich in meiner Kameratasche auch jetzt noch immer kein einziger M.Zuiko-Zoom, lediglich die drei 1.2er Festbrennweiten.

    1. Es kommen ein paar Objektive, die ich ausgesprochen interessant finde. Über die wird noch nicht gesprochen, weil noch keine Werte geleakt wurden. Eines davon steht schon auf meiner Einkaufsiste. Wie sagte Nils früher “wartet’s doch mal ab”. Und nachdem anscheinend jetzt schon Gerüchte über meinen Hormonhaushalt die Runde machen – ich weiß, warum ich manche Dinge schreibe. Und Olympus weiß das auch. Und es ist nicht hilfreich, immer zu allem ja und amen zu sagen. Ab und zu muss man auch mal auf den Tisch hauen – gerade als Olympus-Fan. Und ich war noch nett…. Wir können auch anders…..
      Man kucke sich vielleicht mal den Review von Jared Polin an…

      1. Ich habe mir gerade sein knapp 45-minütiges “Road Movie” über das Olympus-Event angesehen und kann mir jetzt im Anschluß schon in etwa vorstellen wie sein Fazit aussieht. Selbst wenn die M1X mit Motivklingel, 10-Blenden-IS, 100MP und Verfolgungs-AF mit 80 Bildern pro Sekunde gekommen wäre: Kein Vollformat, also von vornherein Müll!
        Ob Olympus sich damit einen Gefallen getan hat?

        1. Na der Mann ist doch sicher absoluter Vollprofi und daher weiß er, dass man nur professionell arbeiten kann, wenn man die Schärfeebene auf etwa 0,2mm reduzieren kann. Gegen dieses absolut unerlässliche Feature sind doch alle sonstigen Qualitäten Pipikram…
          Aber im Ernst – für den Preis hatte ich auch etwas mehr erhofft. Ich fürchte ich kann nun doch nicht darauf hoffen, dass demnächst jede Menge günstige gebrauchte E-M1.2 auf den Markt kommen.

          1. Das Problem bei dieser Aktion war, dass den ganzen Pro-Fotografen die Knipsen ohne irgendeine Erklärung in die Hand gedrückt wurden. Nu macht mal. Wenn ich mir überlege, dass ich (!) für jede neue Oly zwei Monate brauche, bis ich sie beherrsche, und auf meinen Kursen 48 Stunden Druckbetankung um zumindest die Grundzüge zu erklären – das kann nur schief gehen. Ich mache da Polin keinen Vorwurf. Und dass er angefressen ist, wenn er wegen eines Fotos Druck kriegt, für das er nichts kann – ist irgendwie auch verständlich.

  10. Als jemand, der sehr viel Eisenbahnen fotografiert (1:1 und 1:32) und das seit über 50 Jahren tut, habe ich mich zunächst über die Zugerkennung gefreut. Denn die Mark II verliert oft genug, speziell bei TR, den Fokus auf die Lok, wenn zum Beispiel ein Oberleitungsmast kurz ins Bild kommt oder man das 4.0/12-100 aufzieht. Das mag ja meine Unfähigkeit sein, doch ich mache meist Serien mit L dank der schnellen Kamera, weil man beim Vorbeifahren nicht erkennt, wann Schatten der Masten die Lok verunstalten. Und weil man nun die sehr lange Loknummer an der Seite lesbar erfassen muss.
    Dafür habe ich seit Nikon-KB-Zeiten nie einen Motor oder einen Handgriff gebraucht. Die Mark II ist auch mit dem 4.0/300 bestens zu halten, ich brauche kein Riesengehäuse und schon gar nicht, um damit “professionell” zu wirken.
    Die Joysticks sind dagegen wichtig, HighRes weniger, weil das Bild nicht so scharf und homogen wirkt wie bei einer hoch auflösenden KB-Kamera. 24 MP hätte ich von der Neuen schon erwartet, um im Studio und bei guten Licht mehr aus den hervorragenden Objektiven herauszuholen. So einen Klopper wie die X brauche ich nicht, auch keine zwei Akkus im Gehäuse, wenn bisher 500 bis 800 Bilder mit einem möglich waren, fast bei jeder Temperatur. Doch wann kommt eine Mark III mit einem verbesserten Sensor? Und warum muss man zu den vorhandenen Elinchrom- und Cactus-Sendern nochmal einen teuren von Olympus kaufen, um den neuen Oly-Blitz anzusteuern?
    Ich fand Reinhards bissige Bewertung am Anfang etwas hart, es sah nach enttäuschter Liebe oder Ärger mit Oly aus. Inzwischen kann ich ihn verstehen. Die X als voluminöse Zwischenstation zu einer wirklich weiterentwickelten Mark III kommt wohl eher nicht auf meinen Investitionsplan.

  11. Neulich beim Vorstellungs-Event in Hamburg hatte ich die X in meinen Händen.

    Ja, sie kann (laut Daten) einiges besser als die 1.2

    Die 1.2 war für mich keine so deutliche Verbesserung gegenüber der 1.1, dass ich keinen Sinn darin sah, meine drei 1.1 dafür in Rente zu schicken (Stichwort: fünf Jahre Abschreibung).

    Die X hat jetzt zwei gleichwertige Kartenslots, eine vernünftige Akkulösung (inkl. Laden per USB), ernst zu nehmende WLAN-Anbindung für “Tethered Shooting”, HiRes aus der Hand (HiRes in der PEN-F nutze ich hin und wieder für Produktfotos – allerdings hab ich im Studio schwingenden Parkettboden, so dass das mit Stativ fast so ist, wie “aus der Hand” *lol*), Hochkantgriff gleich dran, …

    Verbesserungen im AF sind für mich egal, weil mir der AF (samt FT-Objektiven) der 1.1 schon reicht für meine Arbeit (ja, selbst bei Reportagen in Schul-Sporthallen habe ich eine genügende Trefferquote, um den Verlag zu bedienen, der mich da hin schickt). Video nutze ich nicht. Schon meine 1.1en benutze ich auch unter der (Salzwasser-) Dusche. …

    Leider ist der AF-Joystick, den ich gut finde, für meine kleinen Hände zu weit weg. Ebenso die FN-Taste. Meine Hände sind also nicht “Profi”-like… 😉

    Die X käme für mich in Frage, wenn ich denn unbedingt einen Anschluss für die diesjährig auslaufende Abschreibung meiner 1.1en bräuchte. Aber es gibt ja glücklicherweise keinen Zwang zur Abschreibung 😉 In so fern habe ich Zeit, auf die 1.3 zu warten! Was ich auch erst einmal tun werde.

    Auf meiner Seite habe ich ja mal etwas geschrieben zur Professionalität von Artfiltern (Reinhard hatte das hier auch verlinkt, deshalb erlaube ich mir mal, den Link hier zu wiederholen: )
    https://dreiklang.de/sind-effektfilter-professionell

    Hirnschmalz und Entwicklungs-Geld in eine “Motivklingel” aka Motivtracking zu stecken sind für mich allerdings ein deutliches Indiz, dass Olympus als Zielgruppe für die X ganz klar die Möchtegerns mit zu viel Spielgeld im Blick hat. Ich nutze die Gesichtserkennung meiner Olys durchaus, wenn ich Einzelportraits mache. Allerdings nur dann. Aufgrund der von Reinhard beschriebenen Problematik bzgl. “mit welchem Foto verdient ein Sport-Fotograf sein Geld” glaube ich nicht, dass der betriebswirtschaftlich denkende Fotograf für Motivtracking Geld ausgeben wird…

    Meine Vermutung:
    Olympus versucht mit der X einen Boliden in den Markt zu drücken, der gar nicht wirklich wirtschaftlich erfolgreich sein muss. Ein Prestigeobjekt für Hersteller und wenige “Kunden”, die meinen, das zu brauchen. Machbarkeitsstudie und Marketing für das aktuelle und künftige Butter-und-Brot-Geschäft. Wenn es gelingt ist das ein guter Schachzug. Immerhin halten die alteingesessenen Mitbewerber mit ihren Prestige-Modellen das “Muss-ja-gut-sein-wenn-sie-soetwas-können-Image” für das Alltagsgeschäft aufrecht. Ob Olympus hier den Anschluss findet (den sie meiner Meinung nach gar nicht nötig haben) oder nicht ist jetzt reiner Spekulatius…

    Wir weden sehen…

    jm2c, Martin

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