Gerade erst war auf 3sat eine Dokumentation über FakeNews, Photoshop und getürkte Bilder. Dass wir nicht mehr glauben können, was wir vorgesetzt bekommen. Ist jetzt nicht die brutale Neuigkeit, schließlich sind die Bilder schon vor 150 Jahren hinterher mit Pinsel und Tusche verschlimmbessert worden – und zwar sogar die vom Fotografen um die Ecke. (Einfach mal mit der Lupe ins Familienalbum kucken und staunen.) Aber ich denke, manchmal wird dann doch übertrieben, etwa bei der Werbefotografie. Das hier steht bei uns rum, mittlerweile etwas aufgeweicht, aber auch von der Farbe her genau so.
Nun hatte ich mehrfach die Ehre, Herrn Karl zu fotografieren. Ist schon ein bisschen her, so 11 Jahre, aber der Unterschied ist doch….
Nochmal, das oben ist das aktuelle Plakat, das unten ist ein 11 Jahre altes Foto. Bei einem Auto müsste an einem solchen Plakat “abgebildet aufpreispflichtige Sonderausstattung” dranstehen, bei Lebensmitteln “Serviervorschlag” oder “Symbolfoto.”OK. Dass die Wahlplakate bis zur Unerträglichkeit gefaket sind, ist jetzt nicht soooo neu. Sich darüber lustig zu machen, auch nicht. Ich habe es nur mal wieder als Aufhänger benutzt, um eine Lanze für OoC zu brechen. OoC – Out of Cam, von dem letzthin Patrick Ludolph behauptet hat, das gäbe es gar nicht. (Doch Paddy, das gibt es. So nennt man die Datei, die aus der Kamera kommt. )Mir geht es nicht darum, allen Photoshop-Künstlern ihr Hobby zu verbieten. Sollen Sie so viel rumretuschieren und composen wie sie wollen, mach ich ja auch ab und zu.
Aber schreibt es doch bitte dazu. Sonst denken Leute, der Politiker wäre wirklich ein spontan ergrauter Oberschüler oder das Model bestünde aus Plastik. Einen Pickel wegretuschieren – nichts dagegen. Aber nicht Dinge vorspiegeln, die nicht da waren. Und wenn, dann dazuschreiben. Wenn jemand Landschaft fotografiert und das Licht nicht passt – so what? Kann man ja anderen Himmel und anderes Licht dazumontieren. Nichts dagegen. Aber dann nicht behaupten, das wäre so gewesen. Nicht umsonst nehmen einige Agenturen nur noch RAWs an – und bei seriösen Naturfotowettbewerben werden ebenfalls die RAWs kontrolliert. Nicht weil die Agenturen scharf auf Arbeit und große Datenmengen sind – sondern weil wir Fotografen zu viel beschissen haben.
Wir sollten damit aufhören. Und auch, den Beschiss schönzureden. Ein guter Fotograf wird man nicht damit, dass man mit dem Retuschepinsel umgehen kann – ein guter Fotograf wird man damit, dass man die Bilder, die aus der Kamera rauskommen, gut macht.
Und – meine Herren und Damen Politiker. Meint ihr nicht, es wäre besser, einen guten Fotografen zu engagieren, der eure Person gut und ehrlich rüberbringt, als einen schlechten Fotografen und einen noch schlechteren Bildbearbeiter?