Die Währung eines Bloggers heißt “Reichweite”. Wieviele Leute kann ich davon überzeugen, Geld für etwas auszugeben, was sie nicht brauchen, nur weil ich ihnen sage, dass das fett cool ist, wenn man sowas hat.
Es gibt da je nach Branche klare Zahlen, was Reichweite wert ist – bzw. wieviel Umsatz so ein Blogpost bringt – es ist wie bei den klassischen Werbemedien Print, Mailing oder TV-Spot: Was kostet ein Kundenkontakt?
Wen man genug Reichweite hat, wird man von den Herstellern, beziehungsweise deren Agenturen, kontaktiert, man solle doch bitte mal über das eigene Produkt sprechen und damit man sich ein Bild davon machen könne, erhalte man das Produkt selbstverständlich gestellt. Man bekomme natürlich keine Vorgaben – man könne schreiben, was man wolle.
So sind die Spielregeln. Es gibt für Blogger dann noch die gesetzliche Vorgabe, dass sie mitteilen müssen, wenn Sie von einem Hersteller ein Produkt gestellt bekommen haben – und ob leihweise oder geschenkt.
Wie bekommt man nun Reichweite, die sich ja nicht nur in Gratis-Pröbchen, sondern auch in – gut – bezahlten Blogposts rentiert? Man liefert Content. Kontinuierlich, in hoher Qualität. Gratis. Und ist stets freundlich, auch wenn die Hater dutzendweise die Kommentarspalten bevölkern.
Wenn man das lange genug macht und umsatzfördernde Reviews schreibt, kommt irgendwann mal ein Hersteller daher und “kauft” den Blogger auf. Das wird nicht so gemacht, dass man ihn einfach einstellt und sagt “Du bist jetzt als Blogger eingestellt, also als PR-Mann”, sondern man stellt ihn als Fachmann an, der Vertriebsunterstützung leistet. Bloggen soll er trotzdem noch. Man zahlt ihn also nicht für’s Bloggen, sondern für was anderes – manche Firmen schließen auch nur einen Beratervertrag ab. Das ist dann hinten rum durchs Auge.
Wenn der Blogger seinen Job gut macht, kann er auch als Angestellter seine Reichweite erhöhen und irgendwann kommt die Konkurrenz und macht ein Angebot. Nimmt der Blogger das Angebot an, ist das für den neuen Arbeitgeber ein dreifacher Jackpot. Man hat einen guten Mann, die frühere Firma hat ihn nicht mehr – und alle sind der Meinung, die neue Firma hätte die besseren Produkte, wenn doch der berühmte Blogger da nun gewechselt ist. Bingooooo.
Es gab im letzten Jahr einige mehr oder weniger bekannte Blogger, die von Olympus zu anderen Herstellern gewechselt sind. Der letzte in der Reihe ist Robin Wong, der Olympus zum 1.5. den Stuhl vor die Tür gestellt hat.
Ich blogge noch zum Thema Olympus. Ich habe ein ganzes Seminarstudio auf Olympus gebaut – ohne von denen einen Cent dafür zu bekommen. Ich schreibe Kamerabücher auf eigenes Risiko. (Mein letzter Negativ-Rekord war das E-PL8-Buch. 7 verkaufte PDFs für drei Monate Arbeit obwohl es das einzige Kamerabuch zu dieser Kamera auf dem Markt ist…) Und wenn morgen Sony auf der Matte steht und mich kaufen will?
Na, da bin ich doch mal froh, dass da wohl meine Reichweite nicht groß genug ist. “Reinhard Wagner? Ist das nicht der mit den Opern…?”
PS: Das Bild oben ist Anna in meiner Wohnküche – während des Kurses am Wochenende. OoC – Kerzenlichtshoots machen einfach Spaß….