Neuartiger, trägheitsloser Stabilisator und neue, allergiegetestete Belederung.
Ich war ja jetzt ein paar Tage mit einigen Leuten von Olympus in Zingst gesessen – und wenn ich nicht gerade Patrick Ludolph gefilmt habe, wie er Models fotografiert hat, dann war ich mit den Olympus-Mannen zusammengesessen und wir haben über die Zukunft der Fotografie gefachsimpelt.
Ok, ab und zu war ich auch knipsen…
Bei diesen Fachsimpeleien habe ich ein paar Dinge erfahren, die ich euch nicht vorenthalten wil. Mein NDA lief nämlich am 31.3.2015 aus – und das neue unterschreibe ich erst morgen. Also kann ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern:
Der trägheitslose Stabilisator für den Nachfolger der E-M1
Seit Jahren ist Olympus für hervorragende Stabillisatoren in den Kameras bekannt. Nun hat sich die Imaging-Abteilung wieder mit der Medizin-Abteilung zusammengetan und für den Nachfolger der E-M1 einen völlig neuen Stabilisator entwickelt, der nicht wie bisher den Sensor in einem Magnetfeld schweben lässt, sondern bei feststehendem Sensor den Photonenstrahl zwischen Hinterlinse und Sensor direkt beeinflusst.
Um zu verstehen, um was es hier geht, vielleicht erst etwas physikalische Grundlagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurden die ganzen Formelerklärungen ans Ende gesetzt. Für Physiker sind die Formeln sowieso tägliches Brot.
Die Beobachtung des Lichtelektrischen Effektes führte Max Planck seinerzeit zur Hypothese der Energiequanten und Albert Einstein folgerte daraus, dass Licht nicht als kontinuierlich verteilte Energie vorliegt, sondern in Form von “Portionen”, sogenannten Lichtquanten oder Photonen.
Diese Photonen einer Lichtfrequenz f haben die
(1) Energie E = hf
Sichtbares Licht liegt bekanntermaßen im Bereich der Wellenlängen zwischen 790 (rot) und 390 (violett) nm (10-9m).
Mit(2) λ = c/f errechnet sich daraus eine Frequenzverteilung von grob 3 bis 8 * 1014 Hz.
Eingesetzt in (1) ergibt sich für die Photonen des sichtbaren Lichtes die unvorstellbar geringe Energie ~ 3 * 10-19 J (oder 0,0000000000000000003 J).Trotz dieser winzigen Energie wechselwirken Photonen mit Elektronen (z. B. in Halbleitern) und können ihre Energie auf diese übertragen. So wird im Foto-Sensor aus Lichtquanten ein elektrischer Strom, der auswertbar ist und letztendlich das Bild ergibt. Nun wechselwirken Photonen nicht nur mit Elektronen in Halbleitern, sondern auch mit diesen in neutralen Gasen. Also auch mit den Elektronen in der Luft. Z.B. dem Raum innerhalb der Kamera zwischen Objektiv und Sensor. Elektronen sind geladene Teilchen, Elementarladung e = 1,60219 * 10-19 C und lassen sich durch Magnetfelder ablenken.
Die Beschleunigungsarbeit für eine Masse ist gegeben durch(3) W = 1/2mv²
Bekommt ein Elektron die volle Energie eines Photons übertragen (~ 3 * 10-19 J), so resultiert aus (3) eine Geschwindigkeit des Elektrons von ~ 8 * 105 m/s.
Für die Strecke des Auflagemaßes der µFT-Kameras von knapp 20mm benötigt ein Elektron dieser Geschwindigkeit also ca. 2,4 * 10-8 s .
Eine bewegte Ladung erfährt in einem Magnetfeld eine Kraft (Lorentz-Kraft) senkrecht zum Magnetfeld und senkrecht zur Bewegungsrichtung:(4) FL = evB*sin(α)
Beträgt B z. B. ein Tesla und steht senkrecht zur optischen Achse der Kamera, so erfährt das Elektron auf seinem Weg vom Bajonett zum Sensor eine Lorentz-Kraft von etwa 10-13 N.
Mit der Beschleunigungsgleichung(5) F = ma => a = F/m ergibt sich aufgrund der sehr geringen Masse m des Elektrons eine theoretische Querbeschleunigung a des Elektrons von 1018 m/s².
Im Prinzip sind solche Stabilisatoren per Magnetfeld nichts Neues – die braunschen Röhren (Wer das nicht kennt: daraus wurden früher Fernseher gebaut) beruhen auf diesem Prinzip. Da bei dieser Art Stabi keine Massen mehr bewegt werden müssen, ist das Ansprechverhalten um Größenordnungen schneller als beim bisherigen, bei dem jeweils die komplette Sensoreinheit beschleunigt werden muss. Eines der größten Hindernisse beim Design des Stabis war demzufolge auch nicht die Wirksamkeit, sondern die Trägheit und Genauigkeit der Beschleunigungssensoren, die komplett neu zu entwickeln waren. Auch aus diesem Grund wird der Photonen-Stabilisator vorerst dem Spitzenmodell vorbehalten sein – die Sensoren brauchen deutlich mehr Platz. Derzeit kämpft Olympus auch noch mit dem Stromverbrauch, man ist aber zuversichtlich, dieses Problem bis Ende März 2016 gelöst zu haben.
Und hier wie versprochen die Formelerklärungen:
h das Planck´sche Wirkungsquantum ist, mit h = 6,6262 * 10-34 Js (J = Joule = Ws)
λ ist die Wellenlänge, c die Lichtgeschwindigkeit
C = Coulomb = As
m die Masse des Elektrons ist, mit 9,10953 * 10-31 kg, und v die Geschwindigkeit.
e ist die Elementarladung = Ladung des Elektrons, v ist dessen Geschwindigkeit, B ist das Magnetfeld und α der Winkel zwischen den Richtungen von v und B.
T = kg/As² = Vs/m²
Newton N = kgm/s²
Die nächste News ist nicht ganz so schwer verdaulich, dafür deutlich handfester – und soll kurzfristig lieferbar sein:
Softskin-Edition für die abgedichteten OM-D-Modelle
Nachdem die E-M10 mit gutem Erfolg in Sonderfarben auf den Markt gebracht wurde, hat sich Olympus entschieden, die abgedichteten Modelle E-M1 und E-M5II mit einer speziellen, allergiefreien Belederung herauszubringen.
Olympus verfolgt mit der softskin® Edition einen völlig neuen, innovativen Ansatz.
In Kooperation mit LELO, dem mehrfach international für Produktdesign ausgezeichneten Hersteller von Interpersonal Lifestyle Enhancern entstand eine neuartige Belederung, die gleichzeitig mehrere Problempunkte bisheriger Kameraoberflächen adressiert.
Durch das neue Material wurden sowohl Unverträglichkeitsprobleme mit Weichmachern als auch ethische Probleme von Veganern mit Echtleder-Materialien zu den Akten gelegt.
Das Material erfüllt alle Anforderungen und Normen für Medizinprodukte. Es ist antiallergisch, hautverträglich und enthält keine Weichmacher. Es ist unempfindlich gegenüber Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten. Eine Verformung und dadurch bedingte Ablösung der Belederung gehört somit der Vergangenheit an.
Das auf rein mineralischer Basis hergestellte Material erfüllt auch die steigende Nachfrage nach einer griffigen, hautähnlichen, dabei aber streng veganen Belederung. Die der menschlichen Haut nachempfundene Haptik wird von Versuchspersonen sehr positiv beurteilt:
Das sagen Tester der Prototypen:
„Die Kamera zu berühren ist, wie einem guten Freund die Hand zu geben.“
„Selbst mit feuchten, verschwitzten Händen hatte ich die Kamera immer sicher im Griff. Ideal für Action und Sport.“
Neben den klassischen, für Kamerabelederung verwendeten Farben Schwarz, Anthrazit, Grau und Weiß wird die OM-D E-M1 auch in einer limitierten Auflage in „Passionate Pink“ angeboten. (Siehe Bild oben.)
Olympus spricht auch von Überlegungen, Belederung und Griffe für die PEN-Reihe mit dieser Technologie auszurüsten. Termine dafür können aber zum heutigen Tag noch nicht genannt werden.